
Neue Schulbaurichtlinie in der Kritik
Die geplante Novelle der Musterschulbaurichtlinie (MSchulbauRL) sorgt für massive Kritik aus der Bauwirtschaft. Besonders die Holzindustrie schlägt Alarm: Verschärfte Brandschutzanforderungen könnten nicht nur den Neubau, sondern auch die Sanierung von Schulen erheblich verteuern. Der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH) warnt vor explodierenden Baukosten durch neue Vorgaben für Rettungswege. So sollen Fluchtwege künftig nicht mehr durch zentrale Hallen oder offene Bereiche führen – eine Maßnahme, die zusätzliche bauliche Elemente wie Außentreppen oder neue Treppenhäuser notwendig machen würde.
Auch Bestandsschulen betroffen
Besonders kritisch: Die Änderungen sollen nicht nur für Neubauten gelten, sondern auch auf Bestandsgebäude angewendet werden. Kommunen müssten bei jeder Sanierung mit massiven Mehrkosten rechnen. Damit könnten viele geplante Schulprojekte ins Wanken geraten – ein herber Rückschlag für die kommunale Bildungsinfrastruktur.
Offene Lernwelten vor dem Aus?
Neben den finanziellen Risiken kritisiert der HDH auch die Auswirkungen auf moderne pädagogische Raumkonzepte. Offene Lerncluster, flexible Raumaufteilungen und interdisziplinäre Fachbereiche gehören heute zum Standard innovativer Schulbauten. Die neuen Brandschutzvorgaben würden diese Konzepte erheblich einschränken oder unmöglich machen. Teure Trennwände und statische Raumlösungen wären die Folge – im Widerspruch zu aktuellen Empfehlungen der Bildungsforschung.
Holzmodulbau in Gefahr
Besonders stark betroffen wäre der bislang erfolgreiche Holzmodulbau. Städte wie Berlin haben in den vergangenen Jahren auf modulare Holzschulen gesetzt – wegen kurzer Bauzeiten, guter Klimabilanz und vergleichsweise niedriger Kosten. Die neuen Richtlinien könnten diese Bauweise jedoch faktisch unmöglich machen. Der HDH warnt: Ein bewährtes Modell der nachhaltigen Schulentwicklung steht auf dem Spiel.
HDH fordert Kurskorrektur
Der Richtlinienentwurf befindet sich noch in der Anhörungsphase. Bis zum 20. März 2025 haben Verbände Gelegenheit zur Stellungnahme. Der HDH appelliert an die Bauministerkonferenz, die Vorschriften dringend zu überarbeiten. Ziel müsse eine praxistaugliche Balance zwischen Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und pädagogischer Qualität sein – ohne zusätzliche Bürokratie und unnötige finanzielle Belastung für Kommunen und Schulträger.