
Fachkräftesicherung in der Bauwirtschaft
Die Bauwirtschaft steht vor enormen Herausforderungen – Fachkräftemangel und Bürokratie hemmen die dringend benötigte Transformation. Beim „Bau-Branchen-Talk am Tisch“ diskutierten Unternehmer über praxisnahe Lösungen und internationale Kooperationen.
Zentrale Rolle der Bauwirtschaft
Bezahlbarer Wohnraum, moderne Infrastruktur, energetische Sanierung und Klimaschutz zählen zu den wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben, bei denen die Bauwirtschaft eine Schlüsselrolle einnimmt. Gleichzeitig wächst der Druck durch den zunehmenden Fachkräftemangel: In den kommenden Jahren scheiden rund 150.000 Beschäftigte altersbedingt aus. Eine Deckung dieses Bedarfs mit inländischen Arbeitskräften allein gilt als unrealistisch.
Internationale Zusammenarbeit als Lösungsansatz
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Dine & Discuss“ der Kroatischen Wirtschaftsvereinigung in Deutschland diskutierten Unternehmer über die Sicherung von Fachkräften durch internationale Partnerschaften. Der Verband baugewerblicher Unternehmer Hessen e. V. war als Impulsgeber vertreten und brachte die Perspektive mittelständischer Bauunternehmen ein.
Herausforderungen der Fachkräfteeinwanderung
Ein zentraler Diskussionspunkt war die Forderung nach einem praxisnahen Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Besonders das sogenannte Van-der-Elst-Visum – ein Instrument zur Entsendung von Drittstaatsangehörigen durch EU-Unternehmen – wurde kritisch beleuchtet. Bürokratische Hürden, lange Verfahren und unklare Zuständigkeiten erschweren die Anwendung in der Praxis erheblich.
Perspektive der Baupraxis
Rainer von Borstel, Hauptgeschäftsführer des Verbands baugewerblicher Unternehmer Hessen e. V., betonte die Notwendigkeit flexibler und verfügbarer Personalstrukturen. Die Verlängerung und Weiterentwicklung der Westbalkanregelung sowie der verstärkte Einsatz digitaler Verfahren seien zentrale Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung. Zudem brauche es politische Unterstützung, um kurzfristige Kapazitätsaufbauten zu ermöglichen – insbesondere mit Blick auf das geplante Infrastruktur-Sondervermögen.
Kooperationen und Entbürokratisierung als Schlüssel
Einigkeit herrschte unter den Teilnehmern darüber, dass strategische Kooperationen, Networking und grenzüberschreitende Partnerschaften künftig eine zentrale Rolle spielen werden – vor allem für kleine und mittlere Unternehmen. Die angekündigte Entbürokratisierungsoffensive der Bundesregierung wurde begrüßt, gleichzeitig aber auch mit konkreten Erwartungen verknüpft: Anerkennungsverfahren ausländischer Berufsabschlüsse und Visumsprozesse müssen spürbar vereinfacht und beschleunigt werden.
Ausblick
Die Kroatische Wirtschaftsvereinigung kündigte an, das Thema Fachkräftegewinnung weiterhin aktiv zu begleiten und den Dialog mit politischen Entscheidungsträgern auf Bundes- und Landesebene zu intensivieren.