
Summit „Neues Bauen – 80 Sekunden“
In der MaHalla Berlin versammelten sich über 800 Gäste, darunter 120 Rednerinnen und Redner aus Politik, Bau- und Immobilienwirtschaft, Wissenschaft und Startups. Die Veranstaltung war geprägt von Dialog und konkreten Lösungsansätzen für die Herausforderungen der Bauwirtschaft. Ziel des Gipfels war es, nicht nur zu diskutieren, sondern gemeinsame Handlungsschritte zur Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsprozessen sowie zur Kostensenkung im Wohnungsbau zu definieren.
Hamburg Standard als Vorbild
Ein starkes Signal setzte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher mit dem „Hamburg Standard“. Die neue Bauordnung ermöglicht dort genehmigungsfreie Bauvorhaben bei bestimmten Projekten und verspricht Genehmigungen größerer Wohnbauten innerhalb von zwei Monaten. Dieser Ansatz kombiniert einfache Standards mit planungssicherer und kosteneffizienter Umsetzung und soll bis zu 30 Prozent Einsparung bei Baukosten ermöglichen.
Länder signalisieren Handlungsbereitschaft
Auch NRW und Thüringen kündigten gezielte Maßnahmen an: Ministerpräsident Hendrik Wüst stellte ein Förderprogramm mit 10,5 Milliarden Euro bis 2027 vor. Mario Voigt unterstrich Thüringens Strategie, Eigentum und Wohnen als wirtschaftlichen Standortfaktor zu fördern – mit Fokus auf serielles Bauen, beschleunigte Verfahren und Digitalisierung. Die Landespolitik positioniert sich damit klar als Partner für eine zukunftsfähige Wohnraumoffensive.
Bund setzt auf Baugesetzbuch und Förderung
Sabine Poschmann, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wohnen, kündigte weitere Anpassungen im Baugesetzbuch an. Zusätzlich sollen Fördermittel für den sozialen Wohnungsbau aufgestockt und Programme vereinfacht werden. Der sogenannte „Bau-Turbo“ (§ 246e BauGB) wird von der Bundesregierung als zentrales Instrument zur Genehmigungsbeschleunigung in den Kommunen gesehen.
Gebäudetyp E und KI-gestützte Nachverdichtung
Ein bedeutender Meilenstein war die Vereinbarung zum ersten skalierbaren Gebäudetyp E, der künftig in Serie gebaut werden soll. Unternehmen wie BUWOG, GOLDBECK, VONOVIA und SCHÜCO treiben dieses Modell gemeinsam voran. In Bochum entsteht derzeit ein erstes Pilotprojekt. Parallel präsentierte eine neue Potenzialanalyse, dass durch den Ausbau von Dachflächen mehr als 270.000 neue Wohnungen realisierbar wären – erkannt mithilfe von KI, die 22 Millionen Gebäude analysierte.
Wohnungsbau als Konjunkturtreiber
Eine von Prof. Dr. Dr. Bert Rürup geleitete Studie zeigt: Der Wohnungsbau könnte durch den Abbau bestehender Genehmigungsstaus ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent generieren. Der Bau von 50.000 bereits genehmigten Wohnungen hätte somit nicht nur gesellschaftliche, sondern auch ökonomische Relevanz. Damit wird der Sektor als möglicher Impulsgeber für die deutsche Konjunktur neu bewertet.
Branchenübergreifender Schulterschluss
Panels, Begehungen und Masterclasses fokussierten auf die konkrete Umsetzung: Von Materialkreisläufen über die Bau-Energiewende bis zu digitalen Baustellenprozessen wurden funktionierende Lösungsansätze vorgestellt. Die Netzwerkpartner betonten dabei, dass Digitalisierung, industrielle Verfahren und politische Entschlossenheit zusammengedacht werden müssen. Der Summit bot Startups und etablierten Akteuren gleichermaßen eine Plattform für Innovation und Umsetzung.
Fazit und Ausblick
Mit dem Summit wurde ein deutliches Signal gesendet: Die Bauwende ist kein theoretisches Konstrukt mehr, sondern beginnt mit konkreten Projekten, praxistauglichen Standards und mutiger politischer Steuerung. Das Netzwerk von „Neues Bauen – 80 Sekunden“ setzt auf eine langfristige Umsetzungsstrategie, bei der Haltung, Handwerk und Innovation Hand in Hand gehen.