
Restrukturierung sichert Zukunft der Baywa
Die Baywa steht vor einer umfassenden Sanierung, um ihre finanzielle Stabilität langfristig zu sichern. Trotz erheblicher Schulden plant das Unternehmen keine Kapitalherabsetzung oder einschneidende Maßnahmen für Aktionäre, Lieferanten oder die Belegschaft.
Restrukturierung nach gescheiterter Gläubigereinigung
Der hoch verschuldete Agrar- und Baustoffkonzern Baywa leitet ein Restrukturierungsverfahren nach dem StaRUG-Gesetz ein, nachdem eine Einigung mit einem wichtigen Gläubiger gescheitert ist. Das Unternehmen wird das Verfahren beim Amtsgericht München beantragen. Dabei sollen die Kreditlaufzeiten verlängert werden, ohne dass Aktionäre oder Tochterunternehmen Nachteile erleiden.
StaRUG-Verfahren: Sanierung ohne Insolvenz
Das StaRUG-Gesetz bietet Unternehmen in der Krise die Möglichkeit, sich ohne Insolvenz zu sanieren. Es ermöglicht theoretisch drastische Maßnahmen wie eine Kapitalherabsetzung auf null, wodurch Aktionäre ihre Beteiligung verlieren könnten. Baywa betont jedoch, dass keine derartigen Schritte geplant sind. Die bereits angekündigte Kapitalerhöhung in Höhe von 150 Millionen Euro soll im Rahmen des StaRUG-Verfahrens erfolgen. Chefsanierer Michael Baur bezeichnet diesen Ansatz als „mikrochirurgischen Eingriff“ oder „StaRUG-light“.
Verlängerung der Kreditlaufzeiten als Ziel
Im Fokus der Restrukturierung steht die Verlängerung der bestehenden Kreditlaufzeiten. Ein Konsortialkredit in Höhe von bis zu zwei Milliarden Euro wäre regulär im September 2024 ausgelaufen. Die Baywa konnte sich mit der Mehrzahl ihrer Gläubiger auf einen Sanierungsplan einigen, der die Finanzierung bis 2027 sichert. Einzelne Finanzgläubiger verweigerten jedoch ihre Zustimmung, weshalb das Unternehmen nun das StaRUG-Verfahren nutzt, um die geplanten Maßnahmen auch ohne deren Einwilligung umzusetzen.
Nächste Schritte im Sanierungsprozess
Das Unternehmen hält an seinem ursprünglichen Sanierungsfahrplan fest und plant den Abschluss einer rechtsverbindlichen Vereinbarung bis Ende April. Aufgrund des laufenden Restrukturierungsverfahrens verzögert sich jedoch die Veröffentlichung der Jahresbilanz 2024, und auch eine Verschiebung der Hauptversammlung ist möglich.
Schuldenabbau und Konzernverkleinerung
Die Baywa ist mit rund 5,3 Milliarden Euro bei ihren Gläubigerbanken verschuldet, eine Folge der rasanten Expansion der letzten Jahre. Um die finanzielle Lage zu stabilisieren, plant das Unternehmen den Verkauf wesentlicher Unternehmensbeteiligungen im Ausland. Zudem steht ein umfassender Stellenabbau bevor: Von den 8.000 Vollzeitstellen der Baywa AG in Deutschland sollen 1.300 gestrichen werden, was 16 Prozent der inländischen Arbeitsplätze entspricht.
Bedeutung der Baywa für die deutsche Wirtschaft
Als größter Agrarhändler Deutschlands spielt die Baywa eine zentrale Rolle für die Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung in Süd- und Ostdeutschland. Neben dem Agrargeschäft ist das 101 Jahre alte Unternehmen auch in den Bereichen Bau und Energie tätig. Trotz der geplanten Verkleinerung bleibt die Baywa ein bedeutender Akteur auf dem Markt und strebt eine langfristige finanzielle Erholung an.