
Mehr Frauen am Bau: Schlüssel zur Fachkräftesicherung
Die Bauwirtschaft leidet unter akutem Fachkräftemangel. Eine zentrale Ressource bleibt jedoch weitgehend ungenutzt: Frauen. Ihr Anteil in gewerblichen Bauberufen liegt bei lediglich 2,2 Prozent, obwohl die Branche dringend qualifizierte Arbeitskräfte benötigt. Netzwerke, Vorbilder und faire Karrierechancen könnten das ändern. Zum Weltfrauentag betont die Bauindustrie, dass eine stärkere Einbindung von Frauen nicht nur Betrieben zugutekommt, sondern auch ein Schlüssel für nachhaltiges Bauen ist.
Frauenanteil in der Bauwirtschaft weiterhin gering
Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes und der Bundesagentur für Arbeit zeigen ein klares Bild: Frauen machen nur 14 Prozent der Beschäftigten in der Bauwirtschaft aus, im Bauhauptgewerbe sogar nur 11 Prozent. In klassischen gewerblichen Berufen liegt der Anteil bei lediglich 2,2 Prozent. Deutlich stärker vertreten sind Frauen in der Bauplanung und -überwachung (28 Prozent) sowie im Bauingenieurwesen-Studium (30 Prozent). Doch nur 29 Prozent der Bauingenieure in Unternehmen sind weiblich.
Ein großes Hindernis bleibt die Einkommensungleichheit. Hochqualifizierte Frauen verdienen durchschnittlich nur 79 bis 86 Prozent dessen, was ihre männlichen Kollegen in vergleichbaren Positionen erhalten. Diese strukturellen Unterschiede schrecken viele potenzielle Bewerberinnen ab und erschweren die nachhaltige Integration weiblicher Fachkräfte.
Netzwerke und Vorbilder für mehr Frauen in der Branche
Ein entscheidender Faktor für den Wandel sind weibliche Vorbilder. Durch das frühere Arbeitsverbot für Frauen auf Baustellen, das in Westdeutschland bis 1994 galt, gibt es in vielen Betrieben noch immer wenige Frauen in führenden Positionen. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) setzt verstärkt auf die Förderung weiblicher Fach- und Führungskräfte. Initiativen wie „Klischeefrei“ und das „FrauenNetzwerk-Bau“, das bereits 800 Mitglieder zählt, bieten unter der Schirmherrschaft von Bundesbauministerin Klara Geywitz Austausch, Weiterbildung und Karriereförderung für Frauen in der Bauwirtschaft.
Zukunftsperspektiven: Frauen als Treiber für nachhaltiges Bauen
Die Bauwirtschaft befindet sich in einer Phase der Transformation, in der Innovation und Effizienz immer wichtiger werden. „Bauen ist nicht nur Technik – Bauen ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit“, betont HDB-Vizepräsidentin Jutta Beeke. Der Fachkräftemangel kann langfristig nur durch eine stärkere Integration weiblicher Arbeitskräfte bewältigt werden. Gleichzeitig bringen Frauen wichtige Impulse für nachhaltiges Bauen, Klimaschutz und moderne Arbeitsmethoden ein. Die Öffnung der Branche für mehr Frauen ist kein kurzfristiger Trend, sondern eine strategische Notwendigkeit. Mit gezielten Förderprogrammen, einem Kulturwandel in den Unternehmen und gleichen Chancen für alle kann die Bauwirtschaft langfristig profitieren und sich zukunftssicher aufstellen.