
Hamburg auf dem Weg zur „European City of the Trees“
Die Freie und Hansestadt Hamburg zählt zu den Finalisten im Wettbewerb „European City of the Trees“. Gemeinsam mit Bonn und Leipzig wurde Hamburg für sein vorbildliches Stadtbaummanagement nominiert. Die Auszeichnung wird jährlich vom Europäischen Baumpflegerat (European Arboricultural Council, EAC) an eine Stadt vergeben, die sich in besonderer Weise für den Schutz, die Pflege und Weiterentwicklung ihrer Stadtbäume einsetzt.
Grüne Infrastruktur als Teil der Stadtidentität
Stadtbäume sind für Hamburg mehr als nur Begrünung: Sie sind ein prägender Bestandteil der urbanen Identität und spielen eine Schlüsselrolle bei der Klimaanpassung. Mit rund 229.000 Straßenbäumen und über 3.200 Hektar Parks und Grünflächen investiert die Stadt seit Jahrzehnten in eine widerstandsfähige grüne Infrastruktur. Besonders beeindruckend ist der hohe Anteil an Altbäumen – etwa 15.000 Bäume stehen seit über 100 Jahren an städtischen Straßenstandorten und trotzen dort schwierigen Wachstumsbedingungen.
Pionierarbeit in Baumschutz und Pflege
Hamburgs langjährige Erfahrung zeigt sich in zahlreichen Meilensteinen. Bereits 1948 führte die Stadt eine Baumschutzverordnung ein – eine der ersten ihrer Art in Deutschland. In den 1980er-Jahren reagierte man auf streusalzbedingte Baumschäden mit innovativen Techniken wie dem Ionenaustauschverfahren und einem gesetzlich geregelten Streusalzverbot.
Auch die in Hamburg entwickelte „Hamburger Schnittmethode“ veränderte bundesweit die Praxis der Baumpflege – weg von invasiven Maßnahmen hin zu baumbiologisch fundierten Eingriffen. Ergänzt wird das Pflegekonzept durch die „Hamburger Baumkontrolle“, ein standardisiertes Verfahren zur Zustandsbewertung, das inzwischen bundesweit übernommen wurde.
Digitalisierung und Bürgerbeteiligung als Erfolgsfaktoren
Seit über 25 Jahren dient das digitale Baumkataster als zentrale Steuerungsplattform für das Hamburger Stadtgrün. Es erlaubt eine präzise und transparente Verwaltung des Baumbestands – eine Voraussetzung für zielgerichtete Pflege, Nachpflanzung und Schadensprävention. Gleichzeitig setzt die Stadt auf Bürgerengagement: Die Kampagne „Mein Baum – Meine Stadt“ motiviert seit 2011 Menschen zur aktiven Beteiligung an Pflanzaktionen – eine Erfolgsgeschichte in Zusammenarbeit mit der Loki Schmidt Stiftung.
Forschung und Innovation im Zeichen des Klimawandels
Angesichts zunehmender Extremwetterereignisse entwickelt Hamburg kontinuierlich neue Ansätze zur Anpassung an den Klimawandel. Das Forschungsprojekt „Stadtbäume im Klimawandel (SiK)“ analysierte unter anderem die Auswirkungen von Trockenheit und Nährstoffmangel auf den Baumbestand. Gleichzeitig beteiligt sich Hamburg am bundesweiten Straßenbaumtest der GALK, um klimaresiliente Baumarten für den Stadtbereich zu identifizieren.
Auch bei Herausforderungen wie Schädlingsbefall oder Baustellenschutz setzt Hamburg Maßstäbe. So entstand das bundesweit beachtete „Hamburger Modell“ für den Baumschutz auf Baustellen sowie das deutschlandweit einzigartige Ulmen-Schutzprogramm.
Ein starkes Zeichen für urbane Lebensqualität
Mit dem Erreichen der Finalrunde im Wettbewerb „European City of the Trees“ wird Hamburgs Einsatz für eine grüne, lebenswerte Stadt europaweit gewürdigt. Die Vielzahl an Maßnahmen, von rechtlichen Regelungen über digitale Werkzeuge bis hin zu innovativen Pflegemethoden, zeigt, wie strategisch und nachhaltig Stadtbaum-Management gestaltet werden kann. Hamburg beweist, dass moderne Stadtentwicklung und Naturerhalt keine Gegensätze sind – sondern gemeinsam die Grundlage für zukunftsfähige Städte bilden.