
Digital gesteckter Holzbau für urbane Verdichtung
Ein neu entwickeltes Holzbaustecksystem der Hochschule München verspricht, den urbanen Wohnungsbau zu revolutionieren. Die Idee: Durch einen vollständig digitalisierten Planungs- und Produktionsprozess lassen sich individuell gestaltete Gebäude schnell, ressourcenschonend und kosteneffizient errichten. Die neue Technik nutzt Holz als umweltfreundlichen Baustoff und setzt auf ein steckbares Verbindungssystem, das nicht nur die Montage beschleunigt, sondern auch eine sortenreine Wiederverwertung ermöglicht.
Digitale Planung ermöglicht individuelle Gestaltung
Im Rahmen des Forschungsprojekts „Digital Craft“ wurde ein Softwaretool entwickelt, mit dem Gebäude digital geplant und automatisch für die Fertigung vorbereitet werden können. Anders als bei typisierten Fertighäusern entstehen so individuelle Entwürfe – angepasst an Grundstück, Nutzung oder städtebauliche Vorgaben. Die Software generiert auf Basis eines digitalen Gittermodells die exakten Produktionsdaten für jedes Bauteil. Fenstergrößen, Grundrissformen und Anschlussdetails lassen sich frei konfigurieren.
Fertigung und Aufbau mit minimalem Ressourceneinsatz
In der Herstellung kommt eine computergesteuerte Holzbearbeitungsanlage zum Einsatz, die die maßgefertigten Bauelemente aus nachhaltigem Holz produziert. Diese lassen sich vor Ort ohne schwere Maschinen einfach montieren. Möglich wird dies durch ein flexibles Verbindungssystem, das nicht nur den Aufbau erleichtert, sondern auch eine spätere Demontage und Wiederverwendung der Bauteile ermöglicht. Damit folgt das System den Prinzipien des zirkulären Bauens und reduziert den ökologischen Fußabdruck signifikant.
Potenzial für urbane Nachverdichtung
Besonders für die Nachverdichtung im städtischen Raum – etwa für Aufstockungen oder Erweiterungen – bietet das neue System große Vorteile. Die vorgefertigten, leichten Holzbauelemente lassen sich problemlos auf bestehende Gebäude montieren und individuell anpassen. Ein erster Prototyp mit 20 m² Grundfläche wurde bereits auf der Messe BAU 2025 vorgestellt. Weitere Praxistests in urbanem Umfeld sind geplant. Ziel ist es, den Einsatz in realen Bauprojekten zu demonstrieren und das Verfahren in die Breite zu tragen.
Ökologische Bauweise trifft technologische Innovation
Mit seinem Fokus auf Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung liefert das Projekt der Hochschule München einen praxisnahen Beitrag zur Lösung aktueller Herausforderungen im Bauwesen. Die Verbindung aus digitalem Entwurf, automatisierter Fertigung und flexibler Holzbauweise macht das System zu einer skalierbaren Lösung für urbane Räume – und zeigt, wie innovatives Bauen heute aussehen kann.