
Deutsche Bahn vor großen Herausforderungen
Die Deutsche Bahn steht vor grundlegenden Veränderungen. Trotz milliardenschwerer Investitionen konnte der zunehmende Verfall des Schienennetzes in den letzten Jahren nur gebremst, nicht jedoch gestoppt werden. Unpünktliche Züge, Baustellen und eine marode Infrastruktur prägen weiterhin das Bild. Politik und Bahnbranche rechnen damit, dass sich die angespannte Lage bis weit in die 2030er Jahre fortsetzen wird.
Großprojekte im Fokus: Riedbahn und Hochleistungskorridore
Bereits unter der vorherigen Bundesregierung wurde mit der sogenannten Generalsanierung begonnen. Dabei sollen über 40 zentrale Schienenkorridore grundlegend modernisiert werden. Die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim machte 2024 den Anfang. Als nächstes steht die Strecke Berlin–Hamburg auf dem Plan. Jedoch gibt es Hinweise darauf, dass für die Zeit ab 2027 vorgesehene Sanierungen verzögert werden könnten. Offizielle Bestätigungen hierzu gibt es noch nicht, doch auch die Bahn verweist auf mögliche Anpassungen in Abstimmung mit Bund und Branche.
Koalitionsvertrag als Rahmen für weitere Maßnahmen
Die im neuen Koalitionsvertrag vereinbarten Ziele sehen eine kontinuierliche Überprüfung und flexible Anpassung der Sanierungsmaßnahmen vor. Dabei sollen sowohl die Kapazitäten der Bauindustrie als auch die Anforderungen an Umleitungsverkehre berücksichtigt werden. Parallel dazu soll ein langfristig angelegter Infrastrukturfonds für Planungssicherheit sorgen. Dieser Fonds, finanziert durch Trassenpreise und Mittel aus dem Sondervermögen, soll über eine Laufzeit von zwölf Jahren eine Finanzierung im dreistelligen Milliardenbereich ermöglichen.
Aktueller Zustand des Netzes weiterhin kritisch
Trotz intensiver Bemühungen ist der Zustand des deutschen Schienennetzes nach wie vor problematisch. Laut dem aktuellen Netzzustandsbericht hat sich die Infrastruktur zwar nicht weiter verschlechtert – ein kleiner Fortschritt – doch von einer echten Trendwende ist man weit entfernt. Die deutlich höheren Kosten bei der Riedbahn-Sanierung zeigen zudem, wie dringend Effizienzsteigerungen bei Planung und Finanzierung erforderlich sind.
Fernverkehr bleibt unzuverlässig
Mehr als ein Drittel der Fernzüge war 2024 unpünktlich. Hauptursache ist das überlastete und in Teilen marode Netz. Die daraus resultierenden Baustellen sorgen für zahlreiche Einschränkungen im Fahrbetrieb. Gleichzeitig ist es kaum möglich, Arbeitskräfte oder Maschinen aus dem schwächelnden Hochbau zur Unterstützung im Tiefbau umzuleiten – zu unterschiedlich sind die Anforderungen.
Dringender Handlungsbedarf bei der neuen Bundesregierung
Mit dem angekündigten Infrastrukturfonds soll nun eine stabile Finanzierungsgrundlage geschaffen werden. Verbände wie die Allianz pro Schiene fordern jedoch rasche Entscheidungen: Schon in den ersten 100 Tagen der neuen Regierung müsse Klarheit über die konkrete Ausgestaltung des Fonds herrschen. Nur so könne eine langfristige Perspektive geschaffen und das Vertrauen der Bahnkunden zurückgewonnen werden.