Wohnungsbau-Aufträge brechen ein: 2024 droht Durststrecke
Der Wohnungsbau steht vor großen Herausforderungen, wie neue Zahlen verdeutlichen. Die Auftragseingänge sinken, und fast die Hälfte der Bauunternehmen bewertet ihre Lage als schlecht. Branchenkenner warnen vor einem deutlichen Rückgang der Bautätigkeit im laufenden Jahr. Trotz stabiler Fertigstellungszahlen im letzten Jahr fehlen mittlerweile neue Aufträge, was auf die noch nicht umgesetzten Förderprogramme zurückzuführen ist.
Rückgang der Auftragseingänge
Laut den neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes gab es im ersten Quartal 2024 sechs Prozent weniger Auftragseingänge für den Wohnungsbau. „Es kann mit Blick auf die Baufertigstellungszahlen 2023 keine Rede davon sein, dass die Lage am Bau stabil ist“, kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB). „Der Wohnungsbau, der wichtigste Impulsgeber des Bauhauptgewerbes, leidet an einer eklatanten Nachfrageschwäche.“ In den vergangenen Jahren seien vor allem bestehende Auftragsbestände abgebaut worden, ohne dass genügend neue Aufträge nachgekommen seien.
Branchenumfrage und aktuelle Lage
Eine Branchenumfrage bestätigt den negativen Trend im Wohnungsbau. Laut der Konjunkturumfrage sehen nur 51 Prozent der befragten Unternehmen ihre Lage als gut oder befriedigend an. Fast die Hälfte der Unternehmen beurteilt die Lage als schlecht, und 60 Prozent melden fehlende Aufträge. Dies verdeutlicht, dass Investoren und Bauherren auf die angekündigten Förderprogramme warten.
Aussichten für 2024
„Angesichts der nach wie vor rückläufigen Baugenehmigungszahlen ist dies kein Wunder“, erklärt Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer vom Hauptverband der deutschen Bauindustrie (HDB). „Wo sollen die Aufträge auch herkommen? Die vom Statistischen Bundesamt gemeldete Stabilisierung der Wohnungsbaufertigstellungen 2023 auf Vorjahresniveau wird sich in diesem Jahr nicht fortsetzen. Im Gegenteil: Aufgrund der fehlenden Aufträge erwarten wir für 2024 einen deutlichen Rückgang.“
Fertigstellungszahlen und Bevölkerungswachstum
Für das Jahr 2023 meldete das Statistische Bundesamt 294.000 fertiggestellte Wohnungen. Diese Zahl entspricht einem Rückgang um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Während die Einfamilienhäuser einen Rückgang von 9,3 Prozent verzeichneten, konnten Zweifamilienhäuser und Mehrfamilienhäuser Zuwächse von 3,8 und 4,1 Prozent verbuchen. „Der Wohnungsbau ist 2023 zwar noch stabil gewesen“, resümiert Matthias Friederichs, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Baustoffe – Steine und Erden (bbs). „Doch selbst 294.000 Wohnungen reichen angesichts des Bevölkerungswachstums in Deutschland bei Weitem nicht aus.“
Zukunft des Wohnungsbaus
Die stark rückläufigen Zahlen bei den Baugenehmigungen zeigen einen Abwärtstrend für das Jahr 2024 und die kommenden Jahre. Trotz der konstanten Anzahl fertiggestellter Wohnungen gibt es keinen Grund zur Entwarnung. „Man darf nicht vergessen: Durchschnittlich zwei bis drei Jahre dauert es von der Genehmigung bis zur Schlüsselübergabe“, erinnert Pakleppa. „Was 2023 fertig geworden ist, sind die rund 24 Monate zuvor beauftragten Wohnungen.“
Trendwende im Wohnungsbau noch nicht in Sicht
Zwar stieg die Zahl der Auftragseingänge im Wohnungsbau im Februar gegenüber dem Januar 2024 leicht an. „Es ist richtig, dass einige Bereiche der Bauwirtschaft noch einen guten Auftragsbestand haben, aber im Wohnungsbau sind wir noch weit weg von einer Trendwende“, bestätigt Michael Gilka, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen (BVMB). Auch das Ifo-Institut meldet, dass 55,2 Prozent der Betriebe in der Bauwirtschaft über Auftragsmangel klagen. „Die Wohnungsbauer suchen nach Hoffnungssignalen“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. „Ein Ende der Krise ist jedoch nicht in Sicht.“