Verzögerungen und Fehleinschätzungen im Straßenbau

Verzögerungen und Fehleinschätzungen im Straßenbau

Verzögerungen und Fehleinschätzungen im Straßenbau

  • Straßenbau
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In Sachsen-Anhalt gerät der Straßenbau zunehmend in die Kritik. Wie der Präsident des Landesrechnungshofs, Kay Barthel, erklärte, dauern viele Bauprojekte deutlich zu lange. Dadurch entstünden nicht nur Verzögerungen, sondern auch wirtschaftliche Nachteile. Barthel bemängelte, dass zwischen der Erstellung von Verkehrsprognosen und der eigentlichen Umsetzung von Straßenbauprojekten oft zu viel Zeit vergehe.

Fehlentwicklungen bei Bedarf und Ausführung

Ein zentrales Problem: Die ursprünglich berechneten Verkehrszahlen stimmen zum Zeitpunkt der Fertigstellung häufig nicht mehr mit der tatsächlichen Entwicklung überein. Die Folge: Überdimensionierte Straßen für einen Bedarf, der gar nicht mehr besteht. In seinem aktuellen Jahresbericht nennt der Landesrechnungshof konkrete Beispiele, die diese Problematik veranschaulichen.

Beispiel: Ausbau der L54 im Jerichower Land

Besonders deutlich zeigt sich die Problematik beim Ausbau der Landesstraße 54 zwischen Ferchland und Klietznick im Landkreis Jerichower Land. Dort wurde die Straße für 2,2 Millionen Euro auf acht Meter verbreitert – basierend auf Prognosen, die einen Anstieg des Schwerlastverkehrs um 48 Prozent sowie des Individualverkehrs um elf Prozent voraussagten. Die Realität sieht jedoch anders aus: Statt eines Zuwachses ging der Schwerlastverkehr um vier Prozent zurück, der Individualverkehr sank sogar um zehn Prozent.

Rechnungshof fordert regelmäßige Überprüfung

Solche Fehlentwicklungen seien kein Einzelfall, betont der Landesrechnungshof. Daher fordert Präsident Barthel, dass das zuständige Infrastrukturministerium künftig engmaschigere Überprüfungen der Verkehrsprognosen durchführt – insbesondere bei Projekten mit längerer Planungs- und Bauzeit. Nur so ließen sich unnötige Kosten vermeiden und die Wirtschaftlichkeit öffentlicher Investitionen sichern.

Ruf nach effizienteren Planungsprozessen

Der Bericht macht deutlich, dass ein Umdenken in der Infrastrukturpolitik notwendig ist. Wenn Prognosedaten über Jahre hinweg unverändert als Planungsgrundlage dienen, obwohl sich Mobilität und Verkehrsströme stetig verändern, drohen teure Fehlinvestitionen. Der Landesrechnungshof plädiert deshalb für schnellere, flexibel anpassbare Planungsprozesse sowie für eine stärkere Nutzung aktueller Verkehrsdaten bei der Priorisierung von Projekten.