
Sondervermögen Infrastruktur: Aktionsbündnis gefordert
Die Bundesingenieurkammer hat sich frühzeitig für ein Sondervermögen Infrastruktur als dringend benötigte Ergänzung zu den Haushalten von Bund, Ländern und Kommunen ausgesprochen. Aus Sicht der Kammer sind Investitionen in Straßen, Brücken, Wasserwege oder Netzinfrastruktur nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern auch ein Versprechen an kommende Generationen. Um Deutschland zukunftsfähig zu machen, brauche es jetzt ein koordiniertes Vorgehen aller Beteiligten – von der Planung bis zur Ausführung.
Ein Aktionsbündnis für nachhaltige Baupolitik
Gefordert wird ein umfassendes Aktionsbündnis zwischen Politik, Verwaltung und Bauwirtschaft. Es müsse ein abgestimmter Fahrplan entwickelt werden – mit kurzfristigen, mittelfristigen und langfristigen Zielen. Zentral ist dabei: Nur im Schulterschluss und ohne Partikularinteressen könne die nötige Transformation gelingen. Marktverzerrungen durch die Bevorzugung einzelner Akteure seien zu vermeiden, da sie dem Wettbewerb langfristig schadeten.
Verzögerungen durch Bürokratie und fehlende Digitalisierung
Aus Sicht der Bundesingenieurkammer ist nicht das Zusammenspiel zwischen Planung und Ausführung das Problem – vielmehr verhinderten übermäßige Bürokratie, langwierige Genehmigungsprozesse und ein mangelnder Digitalisierungsgrad schnelle Fortschritte im Bauwesen. Hier lägen die entscheidenden Stellschrauben, die jetzt dringend angegangen werden müssen, wie Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer betont.
Mittelstand erhalten: Vergabepraxis als Schlüssel zur Effizienz
Ein besonderes Augenmerk legt die Kammer auf die bewährten mittelständischen Strukturen der Baubranche. Diese seien essenziell, um Qualität, Geschwindigkeit und Kosteneffizienz sicherzustellen. Der Grundsatz der losweisen Vergabe müsse unbedingt erhalten bleiben, um eine Verengung des Marktes auf wenige große Akteure zu vermeiden – und um Auftraggeber vor Preissteigerungen zu schützen.
Handlungsfähigkeit beweisen – Vertrauen zurückgewinnen
Die Bevölkerung erwarte nach Bökamp zu Recht sichtbare Fortschritte. Jetzt komme es darauf an, mit klarem Kurs, Verantwortungsbewusstsein und Weitblick die richtigen Maßnahmen einzuleiten. Dafür müsse der Fokus auf konkrete Hemmnisse wie ineffiziente Genehmigungsverfahren, schleppende Digitalisierung und Fachkräftemangel gelegt werden. Nur durch gemeinsames Handeln lasse sich das Vertrauen in die Bau- und Planungskapazität Deutschlands wieder stärken.
Kapazitäten vorhanden – aber Planungssicherheit nötig
Eine aktuelle Befragung unter Mitgliedern der Bundesingenieurkammer ergab: Viele Ingenieurbüros können kurzfristig zusätzliche Planungsaufgaben übernehmen. Der Engpass liegt nicht an den Kapazitäten, sondern in der Planungs- und Finanzierungssicherheit. Zudem verschärft sich der Fachkräftemangel zunehmend – nicht zuletzt durch den demografischen Wandel in der Branche.
Über die Bundesingenieurkammer
Die Bundesingenieurkammer (BIngK) vertritt die Interessen von 45.000 Ingenieurinnen und Ingenieuren über die 16 Länderkammern hinweg. Seit über drei Jahrzehnten setzt sie sich auf Bundes- und EU-Ebene für eine leistungsfähige, zukunftssichere Ingenieurpraxis ein – mit dem Ziel, eine nachhaltige, innovative und widerstandsfähige Infrastruktur für Deutschland zu schaffen.