Metall-Arbeitgeber warnen vor Deindustrialisierung
Kurz vor Beginn der Tarifverhandlungen in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie zeigt sich der Arbeitgeberverband vbm besorgt über die aktuelle Situation der Branche. "Unser Standort steht unter enormem Druck", erklärte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer des vbm. Faktoren wie die Transformation, geopolitische Risiken, Konjunkturschwächen und Standortprobleme belasten die Unternehmen zunehmend und beschleunigen die Deindustrialisierung.
Kritik an hohen Kosten und Bürokratie
Neben diesen strukturellen Herausforderungen beklagt der Verband vor allem die hohen Lohn- und Energiekosten sowie eine wachsende Bürokratie. Diese Belastungen würden Investitionen und Wertschöpfung im Inland weiter erschweren. Zudem sei die Steuerlast in Deutschland international nicht wettbewerbsfähig. Laut Brossardt gefährden diese Faktoren die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie und führen zu einem Rückgang an Beschäftigung und Produktion.
Rückgang der Beschäftigung und Produktivität
Seit Januar 2024 ist die Zahl der Beschäftigten in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie um 2400 auf 870.200 gesunken. Gleichzeitig sank die Produktivität, was nach Ansicht des vbm Hauptgeschäftsführers hohe Lohnforderungen wie die von der IG Metall geforderten 7 Prozent Lohnerhöhung unmöglich mache. "Sichere und gut bezahlte Arbeitsplätze sind nur bei steigender Produktivität realisierbar", betonte Brossardt. Die Abwanderung von Unternehmen ins Ausland sei bereits Realität.
Reaktion der IG Metall
Die IG Metall weist die düstere Einschätzung der Arbeitgeber zurück und wirft ihnen "übertriebene Schwarzmalerei" vor. Horst Ott, Bezirksleiter der IG Metall, betonte, dass die Forderungen der Gewerkschaft berechtigt seien, insbesondere angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten. "Es ist unseriös zu behaupten, wegen unserer Forderung würden Betriebe Deutschland verlassen", sagte Ott.
Ausblick auf die Verhandlungen
Die Tarifverträge in der Branche laufen am 30. September aus, die Friedenspflicht endet am 28. Oktober. Ab dem 29. Oktober könnten Warnstreiks folgen. In den Verhandlungen wird in der Regel ein Pilotbezirk ausgewählt, dessen Abschluss dann als Vorbild für die übrigen Regionen dient. Meist wird ein wirtschaftlich starkes Gebiet für diese Rolle gewählt.