Käufe von Bauland 2023 auf Tiefstand
Im Jahr 2023 verzeichnete Deutschland so wenige Käufe von Bauland wie mindestens seit 1995 nicht mehr, wie eine aktuelle Studie zeigt. Diese Entwicklung stellt schlechte Vorzeichen für den Wohnungsbau dar, warnen Forscher. Gestiegene Zinsen und hohe Baukosten schrecken viele Menschen in Deutschland vom Kauf von Bauland ab. Die Zahl der Transaktionen von baureifem Wohnbauland in Deutschland erreichte 2023 einen historischen Tiefstand, ebenso wie der damit verbundene Flächenumsatz. Dies geht aus einer Studie des Hamburger Gewos-Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung hervor. Die Autoren sehen darin ein fatales Signal im Kampf gegen den Wohnungsmangel, insbesondere in städtischen Gebieten.
Dramatischer Rückgang bei Transaktionen und Flächenumsatz
Im vergangenen Jahr wurden bundesweit rund 46.700 Kauffälle von baureifem Wohnbauland registriert, was einem Rückgang von 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht, so die Studie, die auf tatsächlichen Transaktionen beruht. Der Flächenumsatz brach um fast 40 Prozent auf rund 4.400 Hektar ein, während der Geldumsatz um mehr als 45 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro sank.
„Sowohl die Transaktionszahl als auch der Flächenumsatz 2023 markierten Tiefststände seit Beginn der gesamtdeutschen Zeitreihe der Untersuchung im Jahr 1995”, sagte Sebastian Wunsch, Bereichsleiter Immobilienwirtschaftliche Analysen bei Gewos. „Die heute nicht verkauften Flächen sind die nicht erteilten Genehmigungen von morgen und die nicht gebauten Wohnungen von übermorgen”, warnte er. Mit Nachverdichtung und Aufstockung allein werde man die Bedarfslücke nicht schließen können.
Langfristige Auswirkungen auf den Wohnungsbau
Die Gewos-Studie erfasst jährlich die abgeschlossenen Grundstückskaufverträge für alle kreisfreien Städte und Landkreise. Diese Analyse wird seit 1982 durchgeführt. Im Vergleich zum Höhepunkt des Immobilienbooms im Jahr 2021 sind die Rückgänge noch deutlicher: Die Verkäufe von Wohnbauland sind um 54 Prozent eingebrochen, während der Flächen- und Geldumsatz um rund 58 Prozent beziehungsweise etwa 60 Prozent zurückgegangen sind.
Frühindikator für Neubautätigkeit
Baulandverkäufe gelten als guter Frühindikator für den Neubau. „Während sich der Rückgang der Baugenehmigungen in diesem und den kommenden Jahren in sinkenden Fertigstellungszahlen niederschlagen dürfte, deuten die geringen Verkaufszahlen von baureifem Wohnbauland und werdendem Bauland auf eine längerfristig niedrige Neubautätigkeit in Deutschland hin”, heißt es in der Studie. Besonders deutlich sinkende Zahlen gibt es auch bei werdendem Bauland, also Flächen, die perspektivisch für den Wohnungsbau genutzt werden können.
Aktuelle Zahlen und zukünftige Prognosen
Laut Statistischem Bundesamt wurden 2023 insgesamt 294.400 Wohnungen fertiggestellt, etwas weniger als im Vorjahr (295.300), aber deutlich mehr als von Ökonomen und der Immobilienbranche zunächst befürchtet. Die schwache Baukonjunktur und der Rückgang der Baugenehmigungen dürften sich erst zeitverzögert auf die Fertigungszahlen auswirken.
Herausforderungen für die Bundesregierung
Die Bundesregierung hatte in ihrem Koalitionsvertrag ursprünglich 400.000 neue Wohnungen jährlich angepeilt. Doch neben komplizierten Vorgaben belasten insbesondere die rasant gestiegenen Baukosten und Zinsen den Wohnungsbau. Angesichts der aktuellen Entwicklungen scheint das Erreichen dieses Ziels immer unwahrscheinlicher. Die Forscher betonen die Notwendigkeit politischer Maßnahmen, um den Wohnungsbau zu fördern und den Zugang zu Bauland zu erleichtern.