Griesheim wagt schnelleren Weg der Vergabe bei neuer KiTa

Griesheim wagt schnelleren Weg der Vergabe bei neuer KiTa

Griesheim wagt schnelleren Weg der Vergabe bei neuer KiTa

  • Hochbau
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Die Planung von öffentlichen Gebäuden, wie zum Beispiel Kindergärten oder Straßen bedeutet für Kommunen einen großen Aufwand. Dieser rührt von den strengen Vorschriften im Beschaffungswesen. Dadurch werden Bauprojekte teurer und dauern länger. Das stellt ein Problem dar, wenn es sich um dringende Projekte handelt. Die Stadt Griesheim bei Darmstadt verfolgt nun einen anderen Ansatz, der in Hessen einzigartig ist. Ob ihr dadurch staatliche Subventionen entgehen könnte, ist noch unklar. Andere Kommunen zeigen sich bereits interessiert an dem neuen Ansatz.

Das Gesetz sieht vor, dass bei Bauvorhaben zunächst Planungsleistungen erbracht werden müssen. Und das in ganz Europa. Es dauert Monate oder sogar Jahre, Angebote zu erhalten, zu prüfen und abzuschließen. Erst nach Vollendung der Planungsleistung dürfen die Bauarbeiten ausgeschrieben werden. Dieser wiederum in ganz Europa. So dauert es Monate bis der Auftrag vergeben ist. Das ist der Grund dafür, dass sich öffentliche Bauprojekte, von der Idee bis zur Fertigstellung, über mehrere Jahre ziehen. Dann kann es vorkommen, dass einzelne Gewerke an mehrere Unternehmen gerichtet sind. Geht eines dieser Unternehmen in Konkurs, was immer wieder vorkommt, kommt es zum Baustopp. Sie kommen nicht nur zu spät, sondern kosten auch immer mehr.

Gemeinsam mit dem Rechtsanwalt Harald Nickel suchte der Bürgermeister von Griesheim nach einer geeigneten Lösung. Er wollte nicht akzeptieren, dass aufgrund der umständlichen Bürokratie, öffentliche Bauprojekte so viel mehr Zeit in Anspruch nehmen als private. Darüber hinaus stört ihn der Umstand, dass Planung und Bau zwei unterschiedliche Firmen durchführen, auch wenn ein Unternehmen beides leisten kann.

Planung und Umsetzung

Der Rechtsanwalt Herr Nickel brachte in Kassel beim zuständigen Regierungspräsidium Möglichkeiten in Erfahrung. Allerdings musste er zuvor einige Absagen über sich ergehen lassen, bis letztlich der Vorschlag für das schnellere Verfahren genehmigt wurde. Auch wisse man laut Bürgermeister Krebs-Wetzl aktuell nicht, ob Vergabeverfahren dieser Art bezuschusst werden können.

In diesem Fall handelt es sich um einen neuen Kindergarten mit sieben Gruppen. Ein Unternehmen aus Georgsmarienhütte mit einer Niederlassung in Neu-Isenburg hat mit einem passenden Konzept den Auftrag erhalten. Sie können den Bau zusätzlich beschleunigen, indem sie Module in einer Halle fertigstellen, welche dann vor Ort nur noch zusammengebaut werden müssen. Der letzte Schritt dauert dann nur wenige Wochen.

Zuvor setzten sich Experten der Stadt mit dem Auftragnehmer zusammen, besprachen die Anforderungen und stimmten ab, was das Unternehmen selbst leisten kann und was geliefert werden muss. Dadurch entfallen Kosten für die Planung, die Bauzeit verkürzt sich deutlich und die Kosten von rund zehn Millionen Euro können um bis zu 35 Prozent gesenkt werden, obwohl der Kindergarten die aktuellsten Auflagen erfüllt und im Passivhaus-Standard gebaut wird. Der Energieverbrauch beträgt 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Und durch einen garantierten Festpreis profitiert die Stadt von einer finanziellen Sicherheit.

Ein Bauantrag für die Kinderbetreuung wird innerhalb von drei Wochen eingereicht, und das Gebäude sollte in etwas mehr als 12 Monaten bezugsfertig sein, sofern der Bauantrag nicht zu lange aufgeschoben wird.

Nach Bekanntwerden des heute als „Griesheimer Modell“ bekannten Bauvorhabens erhielt der Griesheimer Bürgermeister Unterstützung von den Bürgermeistern anderer Gemeinden, darunter Bad König. Sie seien von dem Modell beeindruckt und wollten es ebenfalls umsetzen. Es müssen nur die bürokratischen Hürden beseitigt werden, die einen einfachen und effizienten Bauprozess verhindern.