Studierende gestalten Entwürfe für Wismut-Erbe-Haus in Thüringen
Elf Architektur-Studierende des 6. und 7. Semesters der Technischen Hochschule Lübeck haben Entwürfe für das Wismut-Erbe-Haus in Ronneburg, Thüringen, erarbeitet. Im Sommersemester 2023 und Wintersemester 2023/2024 setzten sie sich intensiv mit der Geschichte des Uranerz-Abbaus in der ehemaligen DDR auseinander und präsentierten ihre Gestaltungsvorschläge von Ende April bis Anfang Mai 2024 in einer Ausstellung im Ronneburger Schützenhaus. Mitte Mai wechselten die Entwürfe ins Kultur- und Kongresszentrum Gera.
Ein Jahr Arbeit am Lehrforschungsprojekt
In der ersten Phase des Projekts konzipierten und führten die Studierenden einen Beteiligungsprozess für Bürger in Ronneburg durch. Sie machten sich mit dem Ort und den Menschen vertraut und sammelten die Vorstellungen und Ideen von lokalen Akteurinnen für den neuen Erinnerungsort, der von der Wismut Stiftung getragen wird. In der zweiten Phase ging es darum, die gesammelten Erkenntnisse aus der Beteiligung in eine neue Architektur zu übersetzen. Daraus entstanden fünf Entwürfe.
Vielseitige Kompetenzen gefragt
„Den Studierenden wurden während des Projektes vielfältige Kompetenzen abverlangt: Von der Konzeption und Durchführung der Beteiligungsformate (mitsamt aller logistischen Herausforderungen), über die Dokumentation des Mitwirkungsprozesses bis hin zur Formulierung eines architektonischen Entwurfes – und zur Präsentation ihrer Arbeiten vor der Stadtgesellschaft und Politik “, erklärt Prof. Dr. Kendra Busche, die gemeinsam mit ihren Kollegen Prof. Stephan Wehrig und Dipl.-Ing. Lothar Többen das Lehrforschungsprojekt konzipiert hat.
Architektonische Haltung zeigen
Eine große Herausforderung bildete die Entwicklung einer „planerischen Objektivität“. Die Studierenden mussten sich von den mitreißenden Geschichten und persönlichen Meinungen der Vor-Ort-Akteur distanzieren und eine eigene architektonische Antwort finden. „Dieser Entwurf für das zukünftige Wismut-Erbe-Haus sollte nicht nur alle erhobenen Ansprüche und Bedürfnisse berücksichtigen, sondern auch eine eigene, architektonische Haltung der Studierenden zum ‚Wismut-Kosmos‘ aufweisen“, ergänzt Busche.
Über 40 Jahre Uranabbau
Über 40 Jahre lang wurde in Ostdeutschland, darunter auch in Ronneburg, Uranerz abgebaut und aufgearbeitet. 1946 begann die Förderung, als in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone die Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) Wismut entstand. Das Ziel: die Bereitstellung von Uran für das Atomwaffenprogramm der ehemaligen Sowjetunion. Bis 1990 wurde in Sachsen und Thüringen intensiv Uran gefördert. Die jährliche Uranproduktion erreichte mit 7.100 Tonnen im Jahr 1967 ihren Höhepunkt und lag 1990 noch bei etwa 3.000 Tonnen. Bis zur Einstellung des Uranerzbergbaus am 31. Dezember 1990 wurden von Wismut-Betrieben insgesamt etwa 216.350 Tonnen Uran geliefert; damit war die DDR hinter der UdSSR, den USA und Kanada der viertgrößte Uranproduzent der Welt.
Bild: www.wismut.de