
Bauwirtschaft bleibt auf heimische Ressourcen angewiesen
Trotz wirtschaftlicher Schwankungen und Konjunkturflaute bleibt der Bedarf an mineralischen Baurohstoffen wie Kies, Sand, Naturstein und Ton in Deutschland auf einem hohen Niveau. Das zeigt die neue Studie „Rohstoffnachfrage 2045 – Ressourcen sichern, Zukunft bauen“, die der Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e.V. (bbs) in Kooperation mit dem RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung vorgelegt hat. Es handelt sich um die fünfte Ausgabe seit 2012.
Zwei Szenarien für die Zukunft
Die Studie betrachtet zwei wirtschaftliche Entwicklungspfade: Bei einem jährlichen Wachstum von 0,9 Prozent liegt der prognostizierte Bedarf im Jahr 2045 bei rund 525 Millionen Tonnen – ein Rückgang von lediglich 5,4 Prozent gegenüber dem Jahr 2022. Selbst bei einem minimalen Wachstum von 0,1 Prozent beträgt der Bedarf noch 452 Millionen Tonnen – ein Minus von 18,5 Prozent. Der bbs geht allerdings davon aus, dass Infrastrukturprojekte wie Wohnungsbau, Energiewende und Verkehrsausbau die Nachfrage stabil halten oder sogar ankurbeln könnten.
Mineralische Rohstoffe sind die Basis jeder nachhaltigen Infrastrukturmodernisierung, so betont es bbs-Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Frederichs. Er verweist auf das neue Sondervermögen für Infrastrukturinvestitionen, das die Entwicklung zusätzlich beflügeln könnte.
Sekundärrohstoffe mit begrenztem Potenzial
Weniger optimistisch fällt die Prognose beim Einsatz von Sekundärrohstoffen wie Recyclingmaterialien und industriellen Nebenprodukten aus. Trotz aller Bemühungen um mehr Kreislaufwirtschaft bleibt deren Anteil begrenzt: Je nach Szenario werden 88 bis 94 Millionen Tonnen erwartet, was einem Anteil von rund 15 bis 16 Prozent entspricht. Gründe dafür sind strukturelle Veränderungen, etwa der Kohleausstieg (Wegfall von REA-Gips und Flugasche) sowie die Dekarbonisierung der Stahlproduktion (Rückgang an Roheisenschlacken). Zudem gewinnt das Bauen im Bestand gegenüber dem Neubau an Bedeutung, was die Menge an Rückbaumaterialien reduziert.
Rechtsgutachten fordert Bürokratieabbau
Um der wachsenden Nachfrage begegnen zu können, fordert der Verband bessere Rahmenbedingungen für die heimische Rohstoffgewinnung. In den letzten 20 Jahren ist die Zahl aktiver Betriebe um über 25 Prozent zurückgegangen – vor allem wegen langwieriger Genehmigungsverfahren und wachsender bürokratischer Hürden.
Ein vom bbs beauftragtes Gutachten des Rechtswissenschaftlers Prof. Dr. Walter Frenz (RWTH Aachen) schlägt konkrete Maßnahmen zur Entbürokratisierung vor. Dazu zählen die Einstufung der Rohstoffgewinnung als „überragendes öffentliches Interesse“, eine Rohstoffsicherungsklausel sowie verbindliche Bearbeitungsfristen für Anträge und Stellungnahmen.
Versorgung sichern, Bauwirtschaft stärken
Die Studie macht deutlich: Ohne eine gesicherte Rohstoffversorgung drohen Engpässe im Wohnungsbau, bei Infrastrukturmaßnahmen und der Energiewende. Der bbs sieht die neue Legislaturperiode daher als entscheidende Phase für die Weichenstellung in Richtung einer rohstoffsicheren und zukunftsfähigen Bauwirtschaft.