
Brückenschäden in Echtzeit erkennen
Immer mehr Brücken in Deutschland weisen gravierende Schäden auf. Der steigende Verkehrsdruck, insbesondere durch Schwerlastverkehr, und veraltete Bausubstanz führen zunehmend zu Sperrungen und aufwendigen Ersatzneubauten. Laut Bundesverkehrsministerium müssen rund 4.000 Brücken im Kernnetz der Autobahnen dringend saniert werden. Die Folge sind immense Kosten, hoher Materialverbrauch und erhebliche CO₂-Emissionen – allein durch die Zementproduktion trägt der Bausektor weltweit bis zu acht Prozent zum CO₂-Ausstoß bei.
Projekt zur Früherkennung von Schäden
Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) erforscht im Rahmen eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projekts, wie Schäden frühzeitig erkannt werden können – bevor sie zu Sicherheitsrisiken oder massiven Eingriffen führen. Im Mittelpunkt steht die Schwingungsmessung: Jedes Tragwerk hat ein spezifisches Schwingungsverhalten, das sich bei Materialrissen verändert. Durch Beschleunigungssensoren können diese Veränderungen in Echtzeit erfasst und ausgewertet werden. Ziel ist es, Rissbildungen automatisch und präzise zu lokalisieren – noch bevor sie sichtbar sind.
Unabhängig vom laufenden Betrieb
Ein großer Vorteil: Die Messungen können im laufenden Verkehr erfolgen – ohne Sperrungen oder Einschränkungen. So lassen sich Schäden sofort erkennen und rechtzeitig sanieren. Gleichzeitig werden Ressourcen geschont, CO₂ eingespart und die Lebensdauer der Bauwerke verlängert. Das System soll langfristig helfen, Generalüberholungen zu vermeiden und vorhandene Brückenmaterialien möglichst lange im Sinne einer Kreislaufwirtschaft zu nutzen.
Von der Forschung in die Praxis
Die Projektphase dient der Entwicklung erster Grundlagen. Im Anschluss soll ein Firmenkonsortium die Umsetzung auf breiter Ebene vorantreiben. Ziel ist es, Straßenbauverwaltungen ein praxistaugliches und automatisiertes Bewertungssystem zur Verfügung zu stellen – inklusive Sensorik und Analyseplattform. Neben kürzeren Planungszeiten erhoffen sich die Projektverantwortlichen auch eine Reduktion bürokratischer Hürden bei Sanierungsmaßnahmen.