Wirtschaftskrise trifft zunehmend den Mittelstand

Wirtschaftskrise trifft zunehmend den Mittelstand

Wirtschaftskrise trifft zunehmend den Mittelstand

  • Politik
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Die aktuelle Konjunkturschwäche hat nach Einschätzung des Nürnberger IT-Dienstleisters Datev den deutschen Mittelstand fest im Griff. Besonders betroffen ist das verarbeitende Gewerbe. „Die Wirtschaftskrise trifft insbesondere diesen Sektor“, erklärte Robert Mayr, Vorstandschef von Datev. Die Umsätze in diesem Bereich seien zu Jahresbeginn deutlich zurückgegangen und sinken preisbereinigt bereits seit drei Jahren.

Kleinstunternehmen stehen unter Druck

Neben dem verarbeitenden Gewerbe geraten vor allem Kleinstunternehmen in Schwierigkeiten. Während die Beschäftigung im Mittelstand insgesamt stabil bleibt, setzt bei Firmen mit maximal zehn Beschäftigten bereits ein Stellenabbau ein. „Kleinstunternehmen, die oft tief in ihrer Region verwurzelt sind und seit Generationen am Standort bestehen, halten so lange wie möglich an ihren Mitarbeitern fest. Wenn sie jedoch Personal abbauen, ist das ein ernstzunehmendes Warnsignal“, betonte Mayr.

Mittelstandsindex liefert detaillierte Einblicke

Der Mittelstandsindex von Datev basiert auf Umsatzsteuervoranmeldungen von rund einer Million Unternehmen sowie Lohn- und Gehaltsabrechnungen von mehr als acht Millionen Beschäftigten. Damit liefert er ein präzises Bild der wirtschaftlichen Lage von Kleinst-, kleinen und mittleren Unternehmen. Als genossenschaftlicher IT-Dienstleister unterstützt Datev vor allem Steuerberater und Wirtschaftsprüfer.

Steigende Kosten und Bürokratie belasten Unternehmen

Der gesamte Mittelstand leidet laut Mayr unter hoher Bürokratie und steigenden Kosten. Zudem seien die Löhne im Kampf um Fachkräfte in den letzten Jahren stark angestiegen. Besonders kleine Unternehmen haben es schwer, diese Herausforderungen zu bewältigen. „Je kleiner das Unternehmen, desto größer die Schwierigkeiten“, so Mayr. Einzelhändler mit schwachem Weihnachtsgeschäft können oft nicht mit Online-Händlern konkurrieren, und regionale Handwerksbetriebe wie Bäckereien oder Schreinereien haben keine Möglichkeit, ihren Standort flexibel zu verlagern.

Lichtblicke in einzelnen Branchen

Trotz der schwierigen Lage gibt es positive Entwicklungen. Laut dem Mittelstandsindex haben sich die Gastronomie und das Baugewerbe auf niedrigem Niveau weitgehend stabilisiert. Dagegen verzeichneten staatsnahe Bereiche zuletzt ein überdurchschnittliches Wachstum bei Umsätzen und Beschäftigung.

Forderungen an die Politik

Mit Blick auf die Bundestagswahl fordert Mayr Entlastungen für den Mittelstand. „Viele Unternehmen wünschen sich schnellere Prozesse und mehr Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung“, erklärte er. Eine effizientere Bürokratie und gezielte Unterstützung könnten dem Mittelstand helfen, sich langfristig stabiler aufzustellen.