Neue Landesbauordnung: Schneller bauen, weniger Bürokratie?
Das Kabinett Baden-Württemberg hat eine umfassende Reform der Landesbauordnung beschlossen. Ziel der Novelle ist es, durch vereinfachte Verfahren und reduzierte Bauvorgaben das Bauen zu beschleunigen und Hürden abzubauen. Besonders die Bauwirtschaft begrüßt die Neuerungen, da sie Umbauten erleichtern und bürokratische Hemmnisse abbauen. Dennoch gibt es Kritik von Architekten und Kommunen, die auf mögliche Risiken und unklare Haftungsfragen hinweisen. Die Reform wird als Chance gesehen, verlangt jedoch eine schnelle und effektive Umsetzung.
Reform unter dem Motto „Schnelleres Bauen“
Die Novelle trägt den Titel „Gesetz für das schnellere Bauen“ und sieht eine Beschleunigung von Verfahren sowie eine Lockerung der Bauvorgaben vor. Während die Landesregierung den neuen Entwurf positiv bewertet, äußern sich Städtetag und Architektenkammer kritisch. Sie stellen infrage, ob die angestrebten Ziele realisierbar sind. Neben den Baurechtsbehörden und Planungsbüros betrifft die Reform auch die Stadtgestaltung und Baukultur. Dennoch bringt der Entwurf Fortschritte mit sich, wie den Verzicht auf unrealistische Qualifikationsanforderungen bei Baurechtsbehörden. Damit wird eine drohende Verlagerung von Zuständigkeiten und Verteuerung von Genehmigungsverfahren abgewendet.
Haftungsfragen: Risiken für Bauherren
Ein zentraler Kritikpunkt ist die geplante Genehmigungsfiktion. Sie könnte das Verfahren verlangsamen und erhebliche Risiken für Bauherren bergen. Laut Hans Dieterle, Hauptgeschäftsführer der Architektenkammer Baden-Württemberg, könnten Bauanträge ohne ausreichende Prüfung genehmigt werden, was im Schadensfall für Bauherren ruinöse Folgen hätte. Ohne Berufshaftpflichtversicherung drohen Kosten durch fehlerhafte Bauten und nachträgliche Rückbauvorgaben. Daher wird gefordert, diese Regelung auf einfache Wohngebäude zu begrenzen, um Bauherren besser zu schützen.
Positive Resonanz aus der Bauwirtschaft
Die Bauwirtschaft Baden-Württemberg begrüßt die Reform. „Um wieder ins Bauen zu kommen, sind schnellere und einfachere Verfahren notwendig“, so Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Besonders der Wegfall baulicher Standards erleichtert Umbauten im Bestand und schafft neue Möglichkeiten. Allerdings bleiben die hohen Anforderungen an neue Wohngebäude ein Kritikpunkt. Die Bauwirtschaft fordert, diese zu reduzieren, um Bauen erschwinglicher zu machen. Nun liegt der Fokus auf der zügigen Verabschiedung und Umsetzung der Reform.
Die Reform der Landesbauordnung markiert einen wichtigen Schritt, birgt jedoch weiterhin Herausforderungen. Ihr Erfolg wird maßgeblich von der praktischen Umsetzung und weiteren Anpassungen abhängen.