Intensivprüfung nach Einsturz: 19 Brücken in Sachsen gefährdet

Intensivprüfung nach Einsturz: 19 Brücken in Sachsen gefährdet

Intensivprüfung nach Einsturz: 19 Brücken in Sachsen gefährdet

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Der Teileinsturz der Dresdner Carolabrücke hat eine Neubewertung der Brückenprüfung in Sachsen ausgelöst. Bislang konzentrierten sich Kontrollen auf äußerlich sichtbare Schäden. Künftig sollen auch die inneren Strukturen untersucht werden, um Risiken frühzeitig zu erkennen. Insgesamt wurden 19 Brücken im Freistaat identifiziert, die einer intensiven Sonderprüfung unterzogen werden.

Betroffene Brücken und Priorisierung

Laut Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) handelt es sich bei den betroffenen Bauwerken um Spannbetonbrücken aus den 1960er bis 1980er Jahren, die durch spannungsrisskorrosions-gefährdeten Spannstahl gefährdet sind. Diese Bauweise birgt unter bestimmten Bedingungen das Risiko eines plötzlichen Versagens.

Hauptbetroffene Brücken:

        1. Agra-Brücke im Leipziger Süden
        2. Drei Brücken in Bad Schandau
        3. Weitere Bauwerke an Bundes- und Staatsstraßen in Großenhain, Uhyst und Markkleeberg

Neun der Brücken haben eine höhere Priorität, was schnellere Prüfungen und mögliche Maßnahmen erfordert. Einschränkungen im Verkehr bis hin zu Sperrungen und Ersatzneubauten werden nicht ausgeschlossen.

Neue Prüfmethoden und bundesweite Auswirkungen

Zum ersten Mal werden Bauwerksprüfungen um Analysen des Innenzustands der Brücken erweitert. Diese Maßnahmen basieren auf Erkenntnissen des Carolabrücken-Einsturzes, bei dem äußerlich keine Warnzeichen erkennbar waren. Auch andere Bundesländer könnten von den gewonnenen Erkenntnissen profitieren, was langfristig neue Standards für Prüfungen etablieren könnte.

Erste Ergebnisse und Konsequenzen

Die Elbbrücke in Bad Schandau wurde nach einer Sonderprüfung am 7. November gesperrt. Dulig erklärte, die Entscheidung sei angesichts der Messdaten und Gutachten alternativlos gewesen. Bis Ende des Jahres sollen weitere Untersuchungen und Berechnungen zur künftigen Nutzung der Brücke abgeschlossen sein.

Lösungen und Notfallmaßnahmen

Als kurzfristige Lösung wird über den Einsatz von Pontonbrücken in Zusammenarbeit mit Bundeswehr und Technischem Hilfswerk (THW) nachgedacht. Zusätzlich wurde ein finanzieller Sondertopf angekündigt, um betroffene Kommunen schnell und unkompliziert zu unterstützen.

Zustand der Brücken in Sachsen

Von den rund 2.500 Brücken auf Bundes- und Staatsstraßen des Freistaats befinden sich 90 Prozent in gutem bis ausreichendem Zustand. Dennoch hat der Anteil der Bauwerke im schlechtesten Zustandsbereich seit 2020 zugenommen. Verkehrsminister Dulig betonte die Notwendigkeit, nicht nur die Probleme der 19 priorisierten Brücken zu lösen, sondern auch andere Bauwerke im Auge zu behalten.

Zuständigkeiten und Herausforderungen

Eine umfassende Übersicht über die rund 8.000 Brücken in kommunaler Verantwortung sowie die Zustandsbewertung von Autobahn- und Eisenbahnbrücken fehlt bisher. Dies zeigt die dringende Notwendigkeit einer einheitlichen Strategie für den Erhalt und die Prüfung von Brücken in ganz Deutschland.

Ausblick

Die Prüfungen der 19 gefährdeten Brücken sollen bis Ende des ersten Quartals 2025 abgeschlossen sein. Der Fokus liegt darauf, Sicherheitsstandards zu erhöhen und langfristige Lösungen für die Instandhaltung zu finden. Dulig machte deutlich, dass der Schutz von Menschenleben oberste Priorität hat, auch wenn dies kurzfristig Einschränkungen im Verkehrsfluss bedeutet.