Gleichheit auf der Baustelle? Die Wahrheit über Frauen am Bau

Gleichheit auf der Baustelle? Die Wahrheit über Frauen am Bau

Gleichheit auf der Baustelle? Die Wahrheit über Frauen am Bau

  • Vergaberecht & Baurecht
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Während die Gleichberechtigung in vielen Bereichen der Gesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt, zeigt die Baubranche ein gemischtes Bild. In den vergangenen Jahren hat sich zwar einiges getan, was den Frauenanteil am Bau betrifft, aber es ist nach Meinung der Community "Frauen in der Baubranche" noch nicht genug.

Umfrage zeigt: Unternehmen reden von Gleichheit, praktizieren sie aber nicht

Der Anteil der Frauen in bauhauptgewerblichen Berufen liegt bei 1,9 Prozent. Obwohl sich der Anteil an Frauen in der Baubranche leicht erhöht hat, werden sie immer noch benachteiligt. Das betrifft nicht nur das Gehalt, sondern auch die Bonuszahlungen.

Eine aktuelle Umfrage der Community "Frauen in der Baubranche" zeigt, dass 80 Prozent der befragten Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen die gleichen Chancen bieten wie den männlichen Kollegen. Die Community wünscht sich aber, dass die weiblichen Mitglieder nach Kompetenz und nicht nach Geschlecht beurteilt werden.

Vielfalt und Gleichberechtigung müssen aktiv gelebt werden

"Vielfalt und Gleichberechtigung müssen bewusste und aktive Bestandteile der Unternehmenskultur und Haltung eines Unternehmens sein", fordert Anne-Laure de Noblet, Marketingleiterin bei Klickrent und Initiatorin der Community "Frauen in der Baubranche". "Unternehmen müssen eine Kultur der Vielfalt fördern und Netzwerke bilden, in denen sich Frauen willkommen fühlen."

Flexible Arbeitszeitmodelle und diskriminierungsfreies Klima

Ein gutes Mittel seien Mentoring-Programme und Schullungen. Doch auch flexible Arbeitszeitmodelle oder ein diskriminierungsfreies Klima in den Betrieben sorgen für einen höheren Frauenanteil. "Außerdem muss die Politik die Kinderbetreuungsangebote weiter ausbauen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern", fordert Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg.

Initiative gegen Klischees und für mehr weibliche Fachkräfte

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) kämpft gegen den Fachkräftemangel und sieht die Integration von Frauen als ungenutzte Chance. Jutta Beeke, Vize-Präsidentin für Sozialpolitik, kritisiert die vorherrschenden Klischees, die Frauen am Bau benachteiligen. Schließlich sei die Bauindustrie längst technisiert und auf Planung ausgerichtet.

Bis zum Jahr 2030 fehlen bis zu 100.000 Fachkräfte, daher dürfe das Potenzial qualifizierter Frauen nicht ignoriert werden. Die Bauindustrie engagiert sich in der "Initiative Klischeefrei", um veraltete Berufs- und Geschlechterbilder aufzubrechen.

Benachteiligung der Frauen auch bei Bonuszahlungen

Trotz aller Potenziale müssen neben den allgemeinen Rahmenbedingungen auch der finanzielle Aspekt passen. Denn die Frauen in der Baubranche werden beim Gehalt und auch bei den Bonuszahlungen benachteiligt.

Laut einer aktuellen ifo-Umfrage bekommen in Deutschland die Frauen in der Baubranche 6,1 Prozent weniger Bonuszahlungen als die Männer. "Die geschlechtsspezifische Lohnlücke bei den Bonuszahlungen ist deutlich größer als beim Grundgehalt", erklärt ifo-Forscherin Michaela Paffenholz. "Wegen dieser großen Unterschiede fällt die Lücke beim Gesamtgehalt nochmals deutlich größer aus."

Frauen in der Baubranche werden auch im Alter benachteiligt

Darüber hinaus werden Frauen in der Baubranche ebenfalls im Alter benachteiligt. Sie erhalten im Schnitt 42,6 Prozent weniger Einkünfte als Männer. "Vor allem Kinder sollten hier früh die Initiative ergreifen und ihre Mütter im Sinne des Generationenvertrags an die Hand nehmen und unterstützen", appelliert Janine Hardi, Rechtsanwältin und Gründerin der Beratungsplattform RentePlusImmobilie.

Es gibt noch viel zu tun, um echte Gleichheit auf der Baustelle zu erreichen. Die Bemühungen von Initiativen und Unternehmen müssen weiter intensiviert werden, um die Benachteiligung von Frauen zu beenden und ihre Potenziale voll auszuschöpfen.