Beteuerungen statt konkreter Zusagen am Tag der Bauindustrie
Am Tag der Bauindustrie, der Anfang Juni in Berlin stattfand und vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) ausgerichtet wurde, mangelte es nicht an Bekenntnissen zur Branche. Zahlreiche Gäste aus Wirtschaft und Politik waren anwesend, um ihre Unterstützung zu bekunden.
Rekordteilnahme und prominente Redner
Mit mehr als 1000 Teilnehmern verzeichnete der "Tag der Bauindustrie 2024" einen neuen Rekord. Viele Gäste mussten in den Gängen stehen, um den Vorträgen zu folgen, unter anderem von Bundeskanzler Olaf Scholz. Der hohe Stellenwert der Veranstaltung wurde durch die Anwesenheit maßgeblicher politischer Entscheider unterstrichen, darunter Bundeskanzler Scholz, Finanzminister Lindner, Wirtschaftsminister Habeck, CDU-Vorsitzender Merz und Bundesbauministerin Geywitz.
Unterstützung der Branche und notwendige Maßnahmen
Alle anwesenden Politiker betonten die Bedeutung der Bauindustrie und versprachen ihre Unterstützung. Bundeskanzler Scholz äußerte sich besonders deutlich: Er wolle keine Verhältnisse in Deutschland, bei denen Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen aus den Städten verdrängt würden. Scholz betonte die Notwendigkeit eines groß angelegten Neubaus, der ohne die zahlreichen Vorschriften, die alles teurer machten, realisiert werden müsse.
Bundesbauministerin Geywitz und die Konjunktur
Bundesbauministerin Geywitz betonte die Bedeutung der Bauindustrie in Zeiten einer schwachen Konjunktur. Deutschland habe ein Problem mit dem Wirtschaftswachstum, und wenn die Bauwirtschaft nicht wieder ins Wachstum komme, werde auch das Gesamtwirtschaftswachstum nicht steigen. Sie unterstrich, dass die Branche nicht nur auf staatliche Subventionen setzen könne, da der Haushalt der Bundesregierung dafür zu klein sei. Möglich seien lediglich punktuelle Förderprogramme für Infrastruktur und andere unrentable Projekte. Sie informierte zudem darüber, dass das Bundeskabinett die Wiedereinführung der Wohngemeinnützigkeit beschlossen habe, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Wirtschaftsminister Habeck und die Bauwirtschaft
Wirtschaftsminister Habeck versicherte, dass die Regierung alles tun werde, um die Bauwirtschaft aus der Krise zu führen, machte jedoch klar, dass es keine zusätzlichen finanziellen Mittel geben werde. Ein zentraler Ansatzpunkt sei die Senkung des EZB-Leitzinssatzes, was mehr Investitionen in der Bauindustrie ermöglichen solle.
Finanzminister Lindner und private Investitionen
Finanzminister Lindner setzte beim Wohnungsbau auf private Investitionen statt auf öffentliche Förderung. Die meisten Investitionen in den Wohnungsbau müssten von privater Hand kommen, während der Staat für die öffentliche Infrastruktur wie Brücken, Schienen, Straßen und Digitalisierung verantwortlich sei.
Studie zur volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bauwirtschaft
Professor Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), präsentierte die Kernergebnisse der Studie "Volkswirtschaftliche Bedeutung der Bauwirtschaft". Diese Studie zeigt, dass jeder in den Bau investierte Euro nicht nur das Baugewerbe stabilisiere, sondern auch den Industriestandort und die Wirtschaft stärke. Ein zentrales Ergebnis sei, dass der Anteil des Baugewerbes an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung gesunken sei, und die Wertschöpfung des Baugewerbes von Ende 2020 bis Ende 2023 um real 15 Prozent abgenommen habe. Besonders alarmierend sei, dass die Arbeitsproduktivität in der Bauwirtschaft seit den 1990er-Jahren stagniere.
Überregulierung und Produktivitätsprobleme
Die schlechte Produktivitätsentwicklung sei vor allem ein Resultat der Überregulierung der Branche. Die Trennung von Planung und Bau sowie die kleinteilige Auftragsvergabe schafften erhebliche Abstimmungsprobleme und verhinderten Synergien. HDB-Präsident Peter Hübner forderte die Politik auf, die regulatorischen Hemmnisse abzubauen und verlässliche Förderprogramme zu schaffen, damit die Bauindustrie ihr Potenzial voll entfalten könne.
Bild: Tag der Bauindustrie, HDB / Maren Strehlau
HDB / O. Walterscheid