
Dachräume nutzen statt neu versiegeln
Der Wohnungsbau stockt, Bauland ist knapp – gleichzeitig rückt die Nachverdichtung im Bestand stärker in den Fokus. Eine neue Studie von Leaftech im Auftrag von VELUX zeigt: Durch Dachaufstockung und -ausbau könnten in Deutschland bis zu 429.252 neue Wohnungen entstehen. Rund 272.000 davon gelten als kurzfristig realisierbar – ein enormes Potenzial für bezahlbaren Wohnraum, ohne zusätzliche Flächen zu versiegeln.
Realistische Bewertung statt theoretischer Szenarien
Die Studie berücksichtigt nicht nur die bauliche Machbarkeit (z. B. Dachform, Baualter, Höhe), sondern auch Wirtschaftlichkeit und Eigentümerstruktur. Besonders hohe Potenziale wurden in Bayern, Hamburg, Hessen und Baden-Württemberg ermittelt. Ziel war es, ausschließlich Wohngebäude zu erfassen, bei denen Ausbau oder Aufstockung technisch umsetzbar, baurechtlich zulässig und wirtschaftlich sinnvoll sind – vor allem in Regionen mit akutem Wohnraummangel.
272.000 Einheiten ohne WEGs möglich
Ein wesentlicher Aspekt der Analyse ist die Eigentümerstruktur: Wird das Potenzial auf Gebäude ohne Wohnungseigentümergemeinschaften beschränkt, bleibt ein sofort erschließbares Volumen von 272.429 Einheiten. Inklusive WEGs steigt die Zahl auf über 429.000 Wohnungen. Bei Einbeziehung weiterer Gebäudetypen wie Alt- oder Einfamilienhäuser wäre das Potenzial sogar noch höher. Büro- oder Gewerbebauten wurden nicht berücksichtigt.
Politik und Branche in der Verantwortung
Für eine breite Umsetzung braucht es laut VELUX vereinfachte Genehmigungsverfahren, stabile Förderbedingungen und flexible Baurechtsregelungen. Die Bauwirtschaft wiederum sei gefordert, das Know-how für Aufstockung und Ausbau in die Breite zu tragen. Eine im März 2025 gegründete Taskforce im Netzwerk „Neues Bauen – 80 Sekunden“ soll nun Pilotprojekte anstoßen. Beteiligt sind u. a. Schlüter Systems, Saint-Gobain und Mitsubishi Electric.