
BAM erforscht biobasierte und recycelte Rohstoffe
Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) hat gemeinsam mit der SRH Berlin University of Applied Sciences und der Meru University of Science and Technology in Kenia ein Forschungsprojekt gestartet. Das Ziel des Projekts, das im Rahmen des Förderprogramms "Zirkularität mit recycelten und biogenen Rohstoffen" der VolkswagenStiftung mit 1,2 Mio. EUR über vier Jahre gefördert wird, ist die Erforschung und Entwicklung von klimafreundlichen Baustoffen und Baustoffkomponenten aus nachwachsenden Rohstoffen und recycelten Materialien.
Herausforderungen in der Baustoffbranche und Lösungsansätze
Die Herstellung herkömmlicher Baustoffe wie Zement und Stahl geht oft mit hohen Treibhausgasemissionen einher. Die Verwendung klimafreundlicher Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen oder recycelten Materialien kann dazu beitragen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren und die Umweltauswirkungen der Baubranche zu minimieren. Allerdings fehlt es bisher an der notwendigen Infrastruktur, Regelungen und Geschäftsmodellen, um diese nachhaltigen Baustoffe im großen Stil einzusetzen.
Projektziel und Koordinator
Das Forschungsprojekt hat zum Ziel, klimafreundliche Baustoffe sicher in die Praxis zu übertragen und gleichzeitig die Grundlage für zirkuläre Wertschöpfungsketten zu schaffen. Wolfram Schmidt, Projektkoordinator der BAM, betont die Bedeutung des Vorhabens: "Wir sind stolz darauf, dass wir mit Circular B-I/O einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Bautechnologien leisten und gleichzeitig den gegenseitigen Wissenstransfer mit relevanten Stakeholdern im Baustoffmarkt fördern können."
Integrierte Baustoffproduktionskette in Kenia
Ein wesentlicher Teil des Projekts ist die Errichtung einer integrierten Baustoffproduktionskette in Kenia. Hier sollen verschiedene klimafreundliche Baustoffe und innovative Produktionstechnologien getestet werden. Besonderes Augenmerk liegt auf der Verwendung von bisher ungenutzten landwirtschaftlichen und wasserwirtschaftlichen Reststoffen wie Cassavaschalen oder Wasserhyazinthen zur Herstellung von Betonverflüssigern und Bindemittelkomponenten. Durch die enge Verzahnung von Forschung und Praxis können entwickelte Technologien direkt im Feld erprobt und verbessert werden.
Entwicklung nachhaltiger Lieferketten
Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Entwicklung verlässlicher Lieferketten für die Massenproduktion der biobasierten Baustoffe. Hierbei wird künstliche Intelligenz eingesetzt, um Entscheidungshilfen für die optimale Gestaltung der Lieferketten und die effiziente Nutzung aller verfügbaren Bioressourcen zu entwickeln. Dies soll eine nachhaltige, sichere und wirtschaftliche Verwertung der Rohstoffe auf dem lokalen Markt ermöglichen.
Potenziale für Europa
Das Forschungsprojekt bietet nicht nur Chancen für Kenia, sondern auch für Europa. Die ganzheitliche Betrachtung der Wertschöpfungskette vom landwirtschaftlichen Reststoff bis zum fertigen Gebäudebeton eröffnet Möglichkeiten für die Schaffung neuer zirkulärer Wertschöpfungsketten. Angesichts des wachsenden Bedarfs an Beton und den sich abzeichnenden Rohstoffknappheiten könnten die gewonnenen Erkenntnisse auch in Europa genutzt werden, um nachhaltigere Komponenten für den Betonbau zu entwickeln und so die Umweltauswirkungen zu reduzieren.