Vorgezogene Lohnerhöhung: Bauwirtschaft zeigt Verantwortung

Vorgezogene Lohnerhöhung: Bauwirtschaft zeigt Verantwortung

Vorgezogene Lohnerhöhung: Bauwirtschaft zeigt Verantwortung

  • Vergaberecht & Baurecht
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Die Arbeitgeber im Bauhauptgewerbe empfehlen eine freiwillige Lohnerhöhung für die Beschäftigten. Auch die Strabag-Gruppe, Deutschlands größter Bauarbeitgeber, unterstützt diesen Vorschlag. Doch die Baugewerkschaft lehnt ihn ab, da er unterhalb des Schlichterspruchs liegt. Ohne bessere Angebote der Arbeitgeber drohen weitere Streiks.

Vorschlag der Arbeitgeberverbände

Die beiden Spitzenverbände der Arbeitgeber, der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) und der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB), haben eine freiwillige Lohnerhöhung vorgeschlagen. Demnach sollen die Löhne und Gehälter ab dem 1. Mai im Westen um fünf Prozent und im Osten um sechs Prozent steigen. In der untersten Lohngruppe ist eine einheitliche Anhebung auf 14 Euro vorgesehen. Im ersten Ausbildungsjahr sollen die Vergütungen auf 1.000 Euro ansteigen, mit unterschiedlichen Erhöhungen für die folgenden Ausbildungsjahre.

„Die Mitarbeiter sollen nicht unter dem Tarifkonflikt leiden. Sie haben eine Entgeltsteigerung verdient“, erklärt Uwe Nostitz, Vizepräsident des ZDB und Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite. „Die Tarifempfehlung ist eine vorübergehende Lösung, mit der wir zeigen, dass wir zu unseren Zusagen und Angeboten stehen. Wir streben nach wie vor eine schnelle Lösung des Tarifkonflikts an und stehen für Gespräche bereit“, betont auch Jutta Beeke, Vizepräsidentin des HDB und Vorsitzende der gemeinsamen Verhandlungskommission.

Unterstützung durch Strabag-Gruppe

Die Strabag-Gruppe unterstützt die Empfehlungen der Arbeitgeberverbände. Christian Hattendorf, Arbeitsdirektor und Strabag-Vorstandsmitglied, betont, dass die freiwillige Anhebung der Löhne und Gehälter notwendig ist. Die Mitarbeiter hätten in Krisenzeiten großes Engagement gezeigt, weshalb eine schnelle und faire Lohnerhöhung außer Frage stehe. Hattendorf appelliert an das Verantwortungsbewusstsein aller Tarifparteien, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, da ein Streik der gesamten Baubranche schaden würde.

Empfehlungen der Bauwirtschaft

Auch die Bauwirtschaft Baden-Württemberg (BBW) empfiehlt ihren 1.600 Mitgliedsunternehmen, die Tarifempfehlung der beiden Spitzenverbände umzusetzen. Da die Arbeitgeber den Schlichterspruch abgelehnt haben, sei nun eine freiwillige Lohnerhöhung ratsam. Der BBW setzt auf eine schnelle Lösung im Tarifkonflikt. „Wir als Landesverband hatten für die Annahme des Schiedsspruchs votiert“, so Holger Braun, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der BBW. „Als Mitglied der Tarifgemeinschaft empfehlen wir unseren Mitgliedern nun, die Löhne und Gehälter freiwillig um fünf Prozent anzuheben.“
Auch der hessische Baugewerbeverband unterstützt den Vorschlag und empfiehlt eine pauschale Lohnerhöhung. „Wir wollen unsere gut ausgebildeten Facharbeiter und Azubis für die Branche erhalten und stehen als Arbeitgeber auch in Konkurrenz zu anderen Branchen“, erklärt Präsident Thomas M. Reimann. Dirk Wölfer, Bauunternehmer aus Gersfeld und Mitglied der bundesweiten Tarif-Verhandlungskommission, hält den Vorschlag einer pauschalen Lohnerhöhung für fair.

Ablehnung durch IG Bau

Die Arbeitnehmervertretung, vertreten durch die IG Bau, ist von dem Vorschlag wenig begeistert. „Jetzt sollen wieder die Ärmsten büßen, die zudem zweieinhalb Jahre lang keine Lohnerhöhung hatten“, kritisiert der IG Bau-Bundesvorsitzende Robert Feiger. „Das ist mit uns nicht zu machen.“ Nach der Ablehnung des Schlichterspruchs durch die Arbeitgeberseite kämpft die IG Bau nun wieder für die ursprüngliche Forderung von 500 Euro mehr im Monat für alle Lohngruppen. Feiger macht deutlich, dass weiter gestreikt werde, um diese Forderung durchzusetzen.