Tarifverhandlung im Malerhandwerk
Die Tarifverhandlungen im Malerhandwerk sind ins Stocken geraten. Während die Baugewerkschaft IG Bau eine Lohnerhöhung von acht Prozent fordert, bieten die Arbeitgeber lediglich 1,6 Prozent an. Dieses Angebot wird von der Gewerkschaft scharf kritisiert und als unangemessen bezeichnet – insbesondere angesichts steigender Lebenshaltungskosten und der drohenden Abwanderung von Fachkräften. Die nächste Verhandlungsrunde, die für den 29. Januar 2025 angesetzt ist, könnte entscheidend werden.
Kritik an Arbeitgeberangebot
Die zweite Verhandlungsrunde brachte kein Ergebnis. Die IG Bau verurteilte das Angebot der Arbeitgeber, das neben einer Lohnerhöhung von 1,6 Prozent eine Inflationsausgleichsprämie von 300 Euro vorsieht. Carsten Burckhardt, Verhandlungsführer der IG Bau, nannte dieses Angebot „unmoralisch“ und bemängelte, dass es weder praktikabel noch ausreichend sei. „Monatelang nichts anbieten und dann mit 1,6 Prozent kommen – das ist für die Beschäftigten im Malerhandwerk ein Schlag ins Gesicht“, so Burckhardt.
Forderung nach acht Prozent mehr Tariflohn
Die Gewerkschaft fordert eine Lohnerhöhung von acht Prozent, um die seit 2022 entstandenen Reallohnverluste auszugleichen. Während sich die Inflationsrate bei zwei Prozent stabilisiert hat, liegen die Reallohnverluste laut IG Bau bei rund 7,8 Prozent. „Steigende Mieten, Lebensmittelpreise und Versicherungsbeiträge belasten die Beschäftigten enorm. Sie arbeiten hart und verdienen eine faire Bezahlung“, erklärte Burckhardt. Er widerspricht auch der Argumentation der Arbeitgeber, dass die Wohnungsbaukrise höhere Löhne verhindere. Rund 85 Prozent der Aufträge im Malerhandwerk stammen aus dem privaten Renovierungs- und Sanierungsbereich, was einen stabilen Auftragsvorlauf von über elf Wochen sichert.
Fachkräftemangel durch geringe Löhne verschärft
Die geringe Lohnerhöhung von 1,6 Prozent – umgerechnet etwa 30 Cent pro Stunde – könnte die Abwanderung von Fachkräften weiter verstärken. Viele andere Gewerke zahlen mittlerweile deutlich höhere Gehälter, was zu einem Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte führt. Laut einer Umfrage fehlen in der Branche weiterhin Fachkräfte, was die Notwendigkeit einer attraktiveren Vergütung unterstreicht. „Mit der aktuellen Strategie schießen sich die Betriebe selbst ins Aus“, warnt Burckhardt.
Wirtschaftliche Bedeutung des Malerhandwerks
Das Maler- und Lackiererhandwerk ist mit 130.000 Beschäftigten in 21.000 Betrieben die zweitgrößte Branche im Baugewerbe. Der alte Tarifvertrag lief Ende September 2024 aus, wodurch die Verhandlungen dringlicher werden. Eine Einigung bei der nächsten Verhandlungsrunde ist entscheidend, um den Beschäftigten eine angemessene Entlohnung zu sichern und die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu stärken.
Hoffnung auf die nächste Verhandlungsrunde
Die IG Bau betont, dass eine Einigung überfällig ist. Eine Lohnerhöhung von acht Prozent, die etwa 1,50 Euro pro Stunde bedeuten würde, ist aus Sicht der Gewerkschaft ein notwendiger Schritt, um die Beschäftigten zu entlasten und die Attraktivität des Malerhandwerks zu erhöhen. Die nächste Verhandlungsrunde am 29. Januar 2025 wird zeigen, ob sich die Parteien einigen können oder ob weitere Konflikte drohen.