Soziale Vermieter fordern Vorrang für bezahlbaren Wohnungsbau

Soziale Vermieter fordern Vorrang für bezahlbaren Wohnungsbau

Soziale Vermieter fordern Vorrang für bezahlbaren Wohnungsbau

  • Hochbau
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Die sozialen Vermieter Norddeutschlands appellieren an die Politik auf Bundes- und Landesebene, den Bau bezahlbarer Wohnungen als vorrangiges öffentliches Interesse zu deklarieren.
„Wir brauchen Vorfahrt für den Wohnungsbau“, forderte Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), auf der Jahrestagung des Verbandes in Lübeck. Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther war anwesend.

Baugesetzbuch soll angepasst werden

Breitner forderte, dass die Bundesregierung bezahlbaren Wohnraum in Regionen mit angespanntem Wohnungsmarkt priorisieren solle. Er verwies auf das Erneuerbare-Energien-Gesetz als Vorbild: Hier wird der Bau von Windrädern als überragendes öffentliches Interesse angesehen und bei Interessenskonflikten bevorzugt. Eine solche Generalklausel wünscht sich der VNW für den Wohnungsbau.
„Das Baugesetzbuch muss so angepasst werden, dass der soziale Wohnungsbau Vorrang erhält“, betonte Breitner. Der VNW vertritt 289 am Gemeinwohl orientierte Wohnungsunternehmen in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg.

Zusammenarbeit bei der Energiewende

Der VNW bot den Landesregierungen in Kiel, Schwerin und Hamburg eine enge Zusammenarbeit bei der Energiewende an. Breitner unterstützte die Position von Ministerpräsident Günther, der sich dafür einsetzt, bei der Energieeffizienz von Gebäuden pragmatischere Lösungen zu finden und mehr auf die Reduzierung von CO2-Emissionen zu achten.

Günther argumentierte, dass es nicht immer notwendig sei, höchste Effizienzstandards zu erfüllen, wenn klimaneutral erzeugte Energie, etwa durch Fernwärme oder Wärmepumpen, genutzt wird. Entscheidend sei, den CO2-Ausstoß zu senken, ohne die Menschen mit hohen Kosten zu belasten.

Pragmatische Lösungen für den Wohnungsbau

Breitner betonte, dass langfristig wirtschaftlich tragfähige und klimafreundliche Lösungen notwendig seien, um die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen. „Wohnungsunternehmen, die seit Jahrzehnten bezahlbaren Wohnraum anbieten, brauchen pragmatische und kostengünstige Lösungen“, so Breitner. Der Klimaschutz müsse dabei eine zentrale Rolle spielen.

Bezahlbarer Wohnraum als Schlüssel für sozialen Zusammenhalt

Breitner unterstrich, dass bezahlbares Wohnen entscheidend für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sei. Ohne soziale Gerechtigkeit könne die Klimawende nicht erfolgreich sein. Die jüngsten Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg hätten gezeigt, dass die politischen Parteien der Mitte dringend ihren Kurs anpassen müssten, um populistischen Bewegungen entgegenzuwirken.

Aktuelle Zahlen der VNW-Unternehmen

Der VNW vertritt 289 Wohnungsgenossenschaften und gemeinwohlorientierte Wohnungsgesellschaften in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg. Zusammen verwalten diese Unternehmen etwa 775.000 Wohnungen in den drei Bundesländern. Die durchschnittliche Netto-Kaltmiete liegt bei 6,59 Euro pro Quadratmeter, ein leichter Anstieg im Vergleich zu 6,41 Euro im Vorjahr.

Investitionen in Instandhaltung steigen, Neubau stagniert

Im Jahr 2023 investierten die VNW-Unternehmen rund 2,11 Milliarden Euro in den Bau, die Modernisierung und die Instandhaltung von Wohnraum. Obwohl die Investitionen in Neubauten im Vergleich zum Vorjahr zurückgingen – 500 Wohnungen weniger wurden gebaut –, stiegen die Ausgaben für Modernisierung und Instandhaltung deutlich.

Jahrestagung als zentrales Forum der sozialen Wohnungswirtschaft

Die VNW-Arbeitstagung ist das wichtigste Treffen der sozialen Wohnungswirtschaft in Norddeutschland. In diesem Jahr nahmen etwa 850 Vorstände, Geschäftsführer und Mitarbeitende von Wohnungsbaugenossenschaften teil. Zu den prominenten Gästen zählten neben Ministerpräsident Daniel Günther auch der ehemalige luxemburgische Außenminister Jean Asselborn und Gregor Gysi, langjähriger Fraktionsvorsitzender der Linken im Bundestag.