GEG-Novelle: Energetische Sanierung verzögert sich
Seit Inkrafttreten der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) vor neun Monaten bleibt die Umsetzung energetischer Sanierungen in vielen Wohnungseigentümergemeinschaften (GdWE) ein zähes Unterfangen. Auf der Herbsttagung des BVI Bundesfachverbandes der Immobilienverwalter e.V. in Essen berichtete BVI-Präsident Thomas Meier, dass viele Immobilienverwalter weiterhin mit großen Herausforderungen kämpfen. Besonders die fehlenden Beschlüsse der Eigentümergemeinschaften verzögern dringend notwendige Modernisierungen. „Bis zu vier Eigentümerversammlungen sind oft nötig, um eine energetische Sanierung in die Wege zu leiten“, erklärte Meier. Dies führe zu erheblichen Verzögerungen, die den Klimazielen im Gebäudesektor entgegenwirken.
Finanzierung als größte Hürde
Ein zentraler Hemmschuh für die Sanierung von Eigentumswohnungen ist die unzureichende Finanzierung. Laut BVI verfügen mindestens zwei Drittel der Wohnungseigentümer über zu geringe Instandhaltungsrücklagen, um die hohen Kosten energetischer Maßnahmen zu decken. Die Sanierungskosten, die leicht in den fünfstelligen Bereich gehen können, sind für viele Eigentümer schlicht nicht tragbar. Dazu kommt, dass staatliche Fördermittel oft nicht ausreichend sind, um die Investitionen attraktiv zu machen. Der Verband fordert daher Nachbesserungen bei den Förderprogrammen, um die energetische Sanierung im Gebäudebestand anzukurbeln.
Unsicherheit bei staatlicher Förderung
Zusätzlich zur angespannten Finanzierungslage kommt die Unsicherheit bezüglich staatlicher Fördermittel. Viele Eigentümergemeinschaften bezweifeln, ob sie auf die versprochenen Finanzhilfen zählen können, da die Förderprogramme immer wieder gekürzt werden. Meier kritisierte, dass die Mittel für Energieberatung und energetische Gebäudeoptimierung aus dem Klima- und Transformationsfonds gekürzt werden sollen. Für 2025 sind 2,4 Milliarden Euro weniger als im Vorjahr vorgesehen, was die Planbarkeit für Sanierungswillige weiter erschwert.
Fachkräftemangel bremst Sanierungen
Neben der finanziellen Unsicherheit sind auch Personalengpässe ein großes Problem. Laut BVI können etwa die Hälfte aller Sanierungsprojekte nicht rechtzeitig umgesetzt werden, da es an Fachkräften im Handwerk fehlt. Auch Immobilienverwalter selbst leiden unter Personalmangel, was die Planung und Umsetzung weiterer Sanierungen zusätzlich verlangsamt. Rund 56 Prozent der Immobilienunternehmen sehen im Fachkräftemangel ein Investitionshemmnis, wie der aktuelle HR Monitor des Europäischen Bildungszentrums der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ) zeigt.
Digitalisierung als Lösung gegen den Fachkräftemangel
Um den Personalengpass zumindest teilweise zu kompensieren, setzt der BVI verstärkt auf Digitalisierung. Auf den kommenden Tagungen des Verbands in Nürnberg und Hamburg soll unter anderem die Optimierung von Standardprozessen durch digitale Lösungen im Fokus stehen. „Der Fachkräftemangel zwingt uns zur Digitalisierung, was langfristig zu einer höheren Effizienz führen kann“, betonte Meier. Zudem wird eine Reform des GEG angestrebt, die eigene Förderprogramme und praktikable Heizungslösungen für Wohnungseigentümergemeinschaften vorsieht.
Dringender Handlungsbedarf
Neun Monate nach der GEG-Novelle bleibt die energetische Sanierung in Deutschlands Wohnungseigentum eine Herausforderung. Neben finanziellen Hürden, mangelnden Beschlüssen und Personalknappheit sorgen unklare Förderprogramme für Verzögerungen. Ohne entschlossenes Handeln droht der Sanierungsstau weiter anzuwachsen und die Klimaziele im Gebäudesektor in weite Ferne zu rücken.