Energetische Sanierung wird zur Herausforderung

Energetische Sanierung wird zur Herausforderung

Energetische Sanierung wird zur Herausforderung

  • Nachhaltigkeit
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Der deutsche Immobilienmarkt steht vor einer massiven Sanierungsaufgabe: Mehr als ein Drittel der zum Kauf angebotenen Wohnimmobilien weisen eine unzureichende Energieeffizienz auf. Laut einer aktuellen Analyse von immowelt.de hatten 36,8 Prozent der 2024 inserierten Bestandswohnungen und -häuser eine Energieeffizienzklasse schlechter als E. Im Vergleich zu 2020, als dieser Anteil noch bei 28 Prozent lag, zeigt sich eine deutliche Verschlechterung. Strengere gesetzliche Vorgaben wie das Heizungsgesetz und hohe Sanierungskosten führen dazu, dass immer mehr Eigentümer ihre ineffizienten Immobilien verkaufen, statt sie zu modernisieren.

Sanierungsstau gefährdet Klimaziele

„Viele Eigentümer stehen vor erheblichen Investitionen für die energetische Sanierung“, erklärt Piet Derriks, Geschäftsführer von immowelt. „Steigende Material- und Handwerkerkosten sowie der Fachkräftemangel erschweren die Umsetzung zusätzlich.“ Besonders problematisch sei, dass sich viele Sanierungsmaßnahmen finanziell kaum noch lohnen, da weitergehende Einsparungen oft unverhältnismäßig hohe Investitionen erfordern. Dies bremst nicht nur die Modernisierung, sondern gefährdet auch die Klimaziele der Bundesregierung: Der Gebäudesektor ist für rund 30 Prozent der CO₂-Emissionen in Deutschland verantwortlich, doch mit dem derzeitigen Sanierungstempo erscheint das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 unrealistisch.

Häuser besonders betroffen

Vor allem freistehende Häuser stehen schlecht da. In dieser Kategorie – zu der Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Reihenendhäuser zählen – lag der Anteil der Immobilien mit der schlechtesten Energieeffizienzklasse H im vergangenen Jahr bei 24,4 Prozent. Insgesamt waren 51,9 Prozent der angebotenen Häuser energetisch unzureichend (Klasse F oder schlechter). Nur 22,5 Prozent erreichten die als effizient geltenden Klassen A+ bis C.

Bessere Energiebilanz bei Wohnungen

Wohnungen schneiden im Vergleich zu Häusern deutlich besser ab. Hier verfügten 39,6 Prozent über mindestens die Energieeffizienzklasse C, während nur 14 Prozent schlechter als E eingestuft wurden. Der Grund: Wohnungen profitieren in Mehrfamilienhäusern von einer besseren Wärmedämmung, da sie von anderen Einheiten umgeben sind und weniger Außenflächen haben.

Regionale Unterschiede: Von 5 bis 80 Prozent ineffiziente Immobilien

Die Analyse zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Regionen. In strukturschwachen ländlichen Gebieten ist der Anteil an sanierungsbedürftigen Immobilien besonders hoch, während wirtschaftlich starke Regionen Süddeutschlands und ostdeutsche Städte mit umfassenden Sanierungsprogrammen nach der Wiedervereinigung bessere Energiewerte aufweisen.
Die besten Werte erzielte Schwerin, wo nur 5,1 Prozent der angebotenen Immobilien eine Energieeffizienzklasse schlechter als E hatten. Auch Rostock (8,4 Prozent) und Dresden (9,0 Prozent) schnitten gut ab.
Besonders schlecht sieht es hingegen im niedersächsischen Landkreis Holzminden aus: Dort hatten 79,5 Prozent der angebotenen Wohnimmobilien eine schlechte Energiebilanz. Auch im nordrhein-westfälischen Kreis Höxter (72,1 Prozent) und in Pirmasens (71,8 Prozent) in Rheinland-Pfalz liegt der Anteil ineffizienter Immobilien weit über dem Durchschnitt.
Diese Zahlen verdeutlichen den hohen Handlungsbedarf: Ohne verstärkte Anreize und Fördermaßnahmen für die Sanierung droht der Wohnungsmarkt zunehmend von ineffizienten Bestandsbauten geprägt zu werden.