Droht im Trockenbau Baustopp?
Bauherren und Fachunternehmen schätzen die Verwendung von Gipsplatten aufgrund ihrer erheblichen Vorteile. Diese Platten, die oft als REA-Gipse bezeichnet werden, entstehen als Abfallprodukte in Kohlekraftwerken. Doch diese wichtige Rohstoffquelle wird in einigen Jahren wegfallen, da die letzten Kohlekraftwerke abgeschaltet werden. Wie der Gipsbedarf in Zukunft gedeckt werden kann, ist noch unklar. Recycling ist bisher keine Option, ebenso wenig wie alternative Rohstoffe. Gipsplatten sind daher kaum ersetzbar und absolut alternativlos.
Der Nutzen von Gips
Gips hat zahlreiche Vorteile. Der jahrtausendealte Baustoff lässt sich besonders leicht verarbeiten und dient heute oft auch als Schall- und Brandschutz. Am Bau wird Gips vor allem als REA-Gips für Gipswandbauplatten und Gipskartonplatten im Trockenbau verwendet. Dieser industrielle REA-Gips wird bei der Reinigung von Rauchgasen in Kohlekraftwerken gewonnen. Der Bundesverband der Gipsindustrie betont, dass ab dem Jahr 2038 dieser Rohstoff wegfallen wird, weil dann auch die letzten Kohlekraftwerke abgeschaltet werden. Aktuell werden 50 Prozent des verwendeten Gipses in diesen Anlagen gewonnen. Daher ist noch unklar, wie der Gipsbedarf in Zukunft gedeckt werden soll. „Nachdem sich das Recycling von Gipsprodukten noch im Aufbau befindet und mengenmäßig begrenzt ist, wird der Gipsabbau die wesentliche Gips-Rohstoffquelle darstellen“, erklärt Jochen Pfau von der Technischen Hochschule Rosenheim in einer Studie.
Lehmbauplatten als mögliche Alternative
Alternativ könnte Lehm verwendet werden. Doch eine breite Anwendung von Lehmbauplatten scheitert bereits an den verfügbaren Mengen. Derzeit liegt die Produktionsmenge bei einem Promille, und eine Steigerung von mehr als einem Prozent ist unrealistisch. Aufgrund der geringen Anzahl an Verwendbarkeitsnachweisen ist auch eine breite Anwendung eingeschränkt. Um die gleiche Anzahl an Platten zu produzieren, bräuchte man das doppelte Volumen an Lehm, und Lehmbauplatten sind aufwendiger zu verarbeiten, was höhere Kosten verursacht.
Holzwerkstoffplatten als Ersatz
Leistungsfähiger sind Holzwerkstoffplatten in Verbindung mit Gipsplatten. Doch auch hier stellt sich die Frage nach den Verwendungsnachweisen und den Baukosten. Der erforderliche Mehrbedarf an Holzwerkstoffplatten lässt sich in der Realität kaum decken. „Wenn ich nur ein Fünftel der jährlichen Gipsplattenmenge ersetzen will, dann benötige ich bei nachhaltiger Waldbewirtschaftung etwa 1000 Quadratkilometer Wald. Das entspricht etwa der Hälfte der Fläche des Saarlandes“, verdeutlicht Pfau die benötigten Mengen. Aufgrund der verfügbaren Holzressourcen sollte dieser Baustoff nur begrenzt eingesetzt werden.
Einsparpotenziale durch Optimierungen
Die Gipsressourcen lassen sich auch durch eine Verschlankung und Optimierung der aktuellen Baukonstruktionen einsparen. Bei Trockenbaumaßnahmen können ungenutzte Einsparpotenziale genutzt werden. Im Leicht- und Trockenbau liegt man bereits in einem Bereich, der für Nachhaltigkeit und Ressourceneinsparung steht. Zur Erfüllung von Bauaufgaben wird nur ein vergleichsweise geringer Materialeinsatz gebraucht. Es besteht jedoch weiterhin Bedarf an innovativen Lösungen, um den drohenden Mangel an Gipsplatten auszugleichen und Baustopps zu vermeiden.