Brücken in NRW besonders marode: Wirtschaft fordert schnelles Handeln

Brücken in NRW besonders marode: Wirtschaft fordert schnelles Handeln

Brücken in NRW besonders marode: Wirtschaft fordert schnelles Handeln

  • Hochbau
  • 5 Min

Nordrhein-Westfalens Autobahnbrücken befinden sich in einem besorgniserregenden Zustand. Laut dem „Brückenmonitor“ der Industrie- und Handelskammer NRW (IHK NRW) in Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen fallen 30 Prozent der Brücken in die schlechtesten Kategorien. Damit steht NRW im bundesweiten Vergleich besonders schlecht da – in Bayern beispielsweise sind weniger als 10 Prozent der Brücken ähnlich marode. Besonders gravierend ist, dass in NRW rund 600 Autobahnbrücken mehr saniert werden müssen als in Bayern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz zusammen.

Wirtschaft warnt vor massiven Schäden

Die Folgen der maroden Brücken sind nicht nur ein verkehrspolitisches Problem, sondern haben massive wirtschaftliche Auswirkungen. Ein Beispiel ist die gesperrte Rahmede-Talbrücke, die einen Schaden von 1,8 Milliarden Euro verursacht hat. „Das können wir uns nicht leisten“, mahnt IHK-Präsident Ralf Stoffels. Die Genehmigungsdauer für die Sprengung der Brücke habe eineinhalb Jahre gedauert – viel zu lange für die dringend notwendige Erneuerung. Durch die Sperrung werde zudem das Umleitungsnetz überlastet: 250 Kilometer Landesstraßen sind bereits stark beschädigt.

Mangelhafte Infrastruktur belastet Unternehmen

Die schlechte Verkehrsinfrastruktur stellt für Unternehmen in NRW eine wachsende Belastung dar. Während im Jahr 2013 noch 59 Prozent der Unternehmen über Beeinträchtigungen durch marode Brücken und Straßen klagten, sind es heute bereits 79 Prozent. Insgesamt gelten 2.440 Autobahnbrücken in NRW als dringend sanierungsbedürftig.

Dringender Handlungsbedarf bei der Brückensanierung

Die IHK NRW betont, dass die Brückensanierung höchste Priorität haben müsse. „Der Handlungsdruck wird in den kommenden zehn Jahren noch einmal deutlich steigen“, warnt Stoffels. Er fordert ein verbessertes Brücken-Management und schlägt die Einrichtung einer „Brücken-Task-Force“ vor, um Sanierungsprojekte schneller umzusetzen.

Politische Uneinigkeit über Lösungswege

NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) räumt Nachholbedarf bei der Sanierung der Autobahnen und Brücken ein und fordert eine langfristige Finanzierung von Infrastrukturmaßnahmen durch die Bundesregierung. Die FDP-Landtagsfraktion hingegen sieht die Schuld für die langsame Umsetzung bei Krischer und kritisiert langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren.

Andere Bundesländer sind effizienter

Obwohl die Verantwortung für die Autobahnbrücken beim Bundesverkehrsministerium liegt, zeigen andere Bundesländer, dass es schneller gehen kann. „Andere kämpfen besser“, stellt der verkehrspolitische Sprecher der IHK, Ocke Hamann, fest. Steigende Baukosten und nicht abgerufene Bundesmittel haben die Baufortschritte in NRW in den letzten zwei Jahren um 20 Prozent verlangsamt.

Neue Ansätze für schnelleren Brückenbau gefordert

Um die Sanierungszeiten zu verkürzen, fordert die IHK eine Veränderung in der Vergabepraxis. Brückenprojekte sollten nicht mehr nach einzelnen Gewerken, sondern als Gesamtbauwerke ausgeschrieben werden. „Niederländer und Italiener machen es vor – dort werden Brücken deutlich schneller gebaut“, so Hamann. Die Kosten für den Neubau einer Rheinbrücke liegen mittlerweile bei rund einer Milliarde Euro – eine Herausforderung, die dringendes politisches und wirtschaftliches Handeln erfordert.