Baustoffkrise: Rückgang gefährdet Neubau und Klimaschutz
Die Baustoffproduktion in Deutschland befindet sich auch im Jahr 2024 in einem kontinuierlichen Abwärtstrend. Dies wirkt sich nicht nur auf den Neubau, sondern auch auf Sanierungs- und Tiefbauprojekte negativ aus. Laut aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes sank die Produktion im ersten Halbjahr 2024 um 13,1 Prozent. Im Vergleich zu Juni 2021 beträgt der Rückgang sogar erschreckende 26,4 Prozent. Diese Entwicklung alarmiert Branchenexperten und stellt eine Bedrohung für den bezahlbaren Wohnraum und den Klimaschutz dar.
Neubau besonders stark betroffen
Der Neubau leidet am stärksten unter dem Rückgang der Baustoffproduktion. Die bereits schwierige Lage hat sich in den letzten Monaten weiter verschärft. Sanierungs- und Tiefbauprojekte bleiben ebenfalls nicht verschont und verzeichnen zweistellige Einbußen. Zu Jahresbeginn ging der Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden (bbs) noch von einem moderaten Rückgang von fünf bis zehn Prozent aus. Diese Schätzung musste jedoch nach unten korrigiert werden, da die realen Zahlen wesentlich schlechter ausfielen. Die Auswirkungen dieser Krise sind weitreichend und könnten die gesamte Bauwirtschaft destabilisieren.
Kritik an politischer Führung
Matthias Frederichs, Hauptgeschäftsführer des bbs, äußert scharfe Kritik an der aktuellen politischen Lage. Er wirft der Regierung vor, durch vermeidbare Fehler die Krise zu verschärfen. Besonders im Bereich des Neubaus seien die Förderprogramme unterfinanziert und die Anforderungen zu hoch. Diese Kombination führt zu einer erheblichen Planungsunsicherheit in der Branche. Auch im Bereich der Sanierungsförderung sieht es nicht besser aus. Die im vergangenen Jahr angekündigten Förderungen für Maßnahmen an der Gebäudehülle wurden bisher nicht umgesetzt. Stattdessen wurden überraschend die Fördermittel für Energieberater gekürzt, was ebenfalls negative Auswirkungen auf den Klimaschutz hat.
Gebäudetyp E: Ein Hoffnungsschimmer?
Ein positiver Aspekt ist der Vorstoß der Bundesregierung zum Gebäudetyp E, der als potenzieller Lichtblick in der Krise gesehen wird. Dieser Gebäudetyp soll es ermöglichen, die Baukosten pro Quadratmeter deutlich zu senken, ohne dabei die bauliche Qualität zu beeinträchtigen. Sollte dies erfolgreich umgesetzt werden, könnte es der Branche einen dringend benötigten Impuls geben. Allerdings bleibt die Hoffnung auf den geplanten baupolitischen Gipfel des Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum gering. Trotz vielversprechender Ansätze im letzten Jahr ist das Projekt aufgrund der Diskussionen um den Bundeshaushalt 2024 ins Stocken geraten.
Zukunftsaussichten und politische Verantwortung
Die bevorstehenden Diskussionen im Dezember 2024 werden als entscheidend für die Zukunft der Baustoffproduktion betrachtet. Doch angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl ist zu befürchten, dass die politischen Parteien mehr auf ihre Wahlkampfstrategien fokussiert sein werden als auf die dringend notwendigen Maßnahmen zur Stabilisierung der Bauwirtschaft. Dies lässt wenig Hoffnung auf konkrete Ergebnisse, die der Branche aus der Krise helfen könnten. Die Bauwirtschaft, die für bezahlbaren Wohnraum und Klimaschutz unverzichtbar ist, bleibt daher weiterhin in einer kritischen Situation. Verlässliche und durchdachte politische Maßnahmen sind jetzt entscheidend, um den drohenden Kollaps abzuwenden und langfristig die Stabilität und Zukunftsfähigkeit der Branche zu sichern.