
Wohnungswirtschaft Norddeutschlands
Laut der Herbstumfrage des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) bewerten 78 Prozent der befragten sozialen Vermieter das aktuelle wirtschaftliche Umfeld als gut oder befriedigend. Nur 17 Prozent sehen die Lage negativ. Diese Einschätzung spiegelt die stabile Einnahmesituation und die hohe Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum wider. Im Norden übersteigt der Bedarf das Angebot deutlich. Die Netto-Kaltmieten der VNW-Unternehmen liegen mit durchschnittlich 6,74 Euro pro Quadratmeter spürbar unter den örtlichen Mietspiegeln, während die Leerstandsquote in den Zentren mit unter zwei Prozent nahezu Vollvermietung bedeutet.
Arbeitstagung als Branchentreffpunkt
Die VNW-Arbeitstagung in der Lübecker Gollan-Werft zählt zu den zentralen Veranstaltungen der norddeutschen Wohnungswirtschaft. Mehr als 900 Gäste aus Unternehmen, Politik und Verwaltung nahmen in diesem Jahr teil. Der VNW vereint 468 Unternehmen aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg, die zusammen rund 775.000 Wohnungen bewirtschaften und etwa zwei Millionen Menschen Wohnraum bieten.
Engagement für sozialen Frieden
In seinen Ausführungen betonte der Verband die gesellschaftliche Rolle der sozialen Vermieter. In den Quartieren leben Menschen aus über 100 Nationen. Probleme im Zusammenleben verschiedener Kulturen seien zwar vorhanden, dennoch setzen die Unternehmen auf Integration und sozialen Frieden. Rassismus und Ausgrenzung hätten keinen Platz in den Wohnquartieren, betonte der Verband.
Bau- und Sanierungskosten als zentrales Problem
Trotz der stabilen Lage sehen die Unternehmen wachsende Herausforderungen. Vor allem die hohen Baukosten sind ein gravierender Hemmschuh. Nach Angaben des VNW liegen die Kosten für Neubauten bei bis zu 5000 Euro pro Quadratmeter. Damit wären Mieten von 18 bis 20 Euro pro Quadratmeter notwendig, um kostendeckend zu arbeiten – ein Wert, der für Normalverdiener kaum tragbar ist. Folglich konzentrieren sich die Unternehmen stärker auf Modernisierungen: Bei rund 1000 geplanten Neubauwohnungen stehen fast 5600 Sanierungen im Vordergrund.
Steigende Kosten bei energetischen Maßnahmen
Auch Modernisierungen sind zunehmend von Kostensteigerungen betroffen, insbesondere im Bereich energetischer Sanierungen. Neben höheren Preisen erschweren Fachkräftemangel und eine unklare Förderkulisse die Umsetzung. Der Verband verweist auf positive Ansätze der Landesregierungen in Kiel und Hamburg zur Senkung der Neubaukosten, fordert jedoch vergleichbare Standards auch für Sanierungen, um die Energiewende wirtschaftlich stemmen zu können.
Warnung vor überzogenen Klimazielen
Kritisch äußerte sich der VNW zu den geplanten Verschärfungen der Klimaziele. Eine Vorziehung der Klimaneutralität auf 2040, wie es in Schleswig-Holstein beschlossen wurde und in Hamburg zur Abstimmung steht, würde nach Berechnungen des Verbands deutliche Mietsteigerungen nach sich ziehen. Zusätzliche Kosten von bis zu 1,50 Euro pro Quadratmeter monatlich wären die Folge, was die soziale Balance im Wohnungsmarkt gefährden könnte.