Infrastruktur-Milliarden in Gefahr

Infrastruktur-Milliarden in Gefahr

Infrastruktur-Milliarden in Gefahr

  • Politik
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Das Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität (SVIK) stellt in den kommenden zwölf Jahren jährlich rund 30 Milliarden Euro für Bauprojekte zur Verfügung. Doch laut einer Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) fehlen bereits jetzt die Kapazitäten, um diese Mittel in konkrete Vorhaben umzusetzen. Besonders gravierend ist der Mangel an Bauplanern: Rund 10.000 Experten wären nötig, um Ausschreibungen zu erstellen, Genehmigungen zu prüfen und Aufträge zu vergeben. Nach Berechnungen des IW müssten die Vergabekapazitäten in Behörden und Planungsbüros um etwa zwei Drittel steigen.

Fachkräftelücke im Tiefbau

Auch der Tiefbau ist stark betroffen. Für die dringend notwendige Sanierung von Straßen, Schienen und Brücken müssten die Kapazitäten um etwa 18 Prozent wachsen. Tatsächlich fehlen jedoch schon heute über 4.000 Fachkräfte. Mehr als 80 Prozent der offenen Stellen bleiben rechnerisch unbesetzt – vom Bauarbeiter bis zum Ingenieur. Besonders kritisch ist die Lage bei Bauingenieuren, Prüfstatikern und Bauleitern: 81 Prozent der ausgeschriebenen Stellen können nicht besetzt werden.

Zuwanderung als möglicher Ausweg

Die Fachkräftelücken wurden in den vergangenen Jahren teilweise durch Zuwanderung aus osteuropäischen EU-Staaten abgefedert. Diese Ressource ist inzwischen ausgeschöpft. Experten sehen daher eine gezielte Anwerbung von qualifizierten Fach- und Vorarbeitern aus Drittstaaten als zwingend notwendig. Ohne internationale Rekrutierung droht ein Stillstand bei vielen Infrastrukturmaßnahmen.

Kostensteigerungen als zusätzliches Risiko

Neben den fehlenden Kapazitäten warnt die Studie auch vor erheblichen Kostensteigerungen. Wenn die Nachfrage nach Bauleistungen schneller steigt als die Verfügbarkeit von Personal und Material, verteuern sich Projekte zwangsläufig. Schon ein Anstieg der Baukosten um drei Prozentpunkte könnte 100 Milliarden Euro des Sondervermögens entwerten. Damit sinkt die reale Bauleistung, obwohl nominell Milliarden bereitstehen.

Strukturelle Reformen gefordert

Um die Investitionsoffensive erfolgreich umzusetzen, fordert das IW neben internationaler Fachkräftegewinnung vor allem die Vereinfachung von Vergabe- und Genehmigungsprozessen. Nur mit schlankeren Verfahren und zusätzlichen Arbeitskräften könne verhindert werden, dass die historische Investitionssumme wirkungslos verpufft und dringend sanierungsbedürftige Brücken, Straßen und Schulen marode bleiben.