
Baustofflogistik in Gefahr
Die Baustofflogistik gilt als Rückgrat der Bauwirtschaft. Eine aktuelle Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Bundesverbands Baustoffe – Steine und Erden (bbs) verdeutlicht, dass ohne funktionierende Transporte Bauprojekte ins Stocken geraten können. Angesichts der weitreichenden Folgen für die Volkswirtschaft fordert der Verband deutlich höhere Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur sowie die Umsetzung der im Koalitionsvertrag angekündigten neuen Finanzierungsarchitektur im Bundeshaushalt 2026. Mineralische Rohstoffe und Bauprodukte wie Sand, Kies, Naturstein, Zement oder Transportbeton machen rund ein Drittel des gesamten Transportaufkommens in Deutschland aus. Der größte Teil dieser Transporte erfolgt per Lkw, da Gewinnungsstätten und Produktionswerke flächendeckend verteilt sind und die durchschnittlichen Transportdistanzen mit unter 45 Kilometern relativ kurz ausfallen.
Abhängigkeit vom Lkw-Verkehr
Die Studie zeigt, dass eine großflächige Verlagerung auf Schiene oder Binnenschifffahrt kaum realistisch ist. Nur bei längeren Transportwegen können alternative Verkehrsträger einen nennenswerten Beitrag leisten. Der Lkw bleibt daher das zentrale Transportmittel für die Baustofflogistik. Gleichzeitig ist die Branche besonders stark von steigenden Transportkosten betroffen. Gründe sind die CO₂-Bepreisung, längere Transportwege infolge sinkender Zahl an Gewinnungsstätten sowie Engpässe bei Personal, Fahrzeugen und Infrastruktur. Fachleute weisen darauf hin, dass eine bloße Verteuerung des Lkw-Verkehrs keine Verlagerungseffekte auslöst, sondern lediglich die Baukosten erhöht. Für eine klimafreundliche Baustofflogistik seien technologieoffene Lösungen erforderlich, insbesondere eine zügige Defossilisierung der Lkw-Flotte. Hinzu kommen Forderungen nach schnelleren Genehmigungsverfahren im Rohstoffabbau und einer Stärkung der Fachkräftesicherung.
Kritik an der Finanzplanung des Bundes
Zusätzliche Sorgen bereitet der Branche die aktuelle Finanzplanung der Bundesregierung. Zwar steigen die Investitionen in die Infrastruktur, gleichzeitig sind im Kernhaushalt 2025 jedoch Kürzungen von mehr als sechs Milliarden Euro vorgesehen. Bereits jetzt gelten die Mittel als knapp bemessen. Besonders die Bundesfernstraßen als Hauptträger des Güterverkehrs seien mit rund zehn Milliarden Euro jährlich unzureichend finanziert. Der Verband fordert deshalb, das geplante Infrastruktur-Sondervermögen nicht als Verschiebebahnhof zu nutzen, sondern ausschließlich für zusätzliche Investitionen bereitzustellen. Zudem sei eine zukunftsfeste Finanzierungsarchitektur mit überjährigen Finanzierungskreisläufen und einer Stärkung der Autobahn GmbH notwendig. Die kommenden Jahre würden eine entscheidende Gelegenheit bieten, die Grundlagen für eine belastbare Infrastruktur zu schaffen.