100 Tage Handelsdeal: Wie Trump-Zölle die Wirtschaft treffen

100 Tage Handelsdeal: Wie Trump-Zölle die Wirtschaft treffen

100 Tage Handelsdeal: Wie Trump-Zölle die Wirtschaft treffen

  • Politik
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Am 27. Juli haben die EU-Kommission und die USA ein Zollabkommen vereinbart, um eine Zuspitzung im Handelskonflikt zu verhindern. Kern des Deals ist ein Basiszollsatz von 15 Prozent für die meisten EU-Importe in die Vereinigten Staaten. Gut 100 Tage später zeigt sich jedoch ein geteiltes Bild: Die EU-Mitgliedstaaten beraten noch über die Umsetzung, und Wirtschaftsverbände kritisieren Zugeständnisse der EU sowie fehlende Klarheit für Unternehmen.

Belastungen für die exportstarke Wirtschaft

Zwar wächst die europäische Wirtschaft leicht, dennoch spüren deutsche Unternehmen die Folgen der Handelspolitik. Besonders betroffen sind exportorientierte Branchen. Deutsche Ausfuhren in die USA sind im Sommer bereits den fünften Monat in Folge gesunken. Unternehmen berichten von sinkender Attraktivität des US-Geschäfts und veränderten Lieferketten.

Automobilindustrie im Spannungsfeld

Für die Autobranche wurde der Zollsatz auf Importe in die USA ab August auf 15 Prozent gesenkt. Damit liegt er jedoch weiterhin deutlich über den früheren 2,5 Prozent. Zusätzlich erschweren neue Zölle auf Stahl, Aluminium sowie Nutzfahrzeuge das Geschäft. Gleichzeitig lässt die EU US-Fahrzeuge zollfrei zu, was zusätzliche Konkurrenz bringt – auch wenn deutsche Hersteller mit US-Produktion hiervon profitieren können.

Verbraucher und Handel: bisher kaum Preisimpulse

Im Einzelhandel sind laut Branchenangaben bislang keine deutlichen Preisveränderungen spürbar. Eine abschließende Beurteilung bleibt jedoch offen, da die EU-Regelungen formell noch nicht vollständig greifen. Expertinnen und Experten erwarten begrenzte Effekte auf das Konsumverhalten, solange Importkosten nur teilweise weitergegeben werden.

Maschinenbau mit zusätzlicher Belastung

Der Maschinenbau sieht sich durch das Abkommen benachteiligt. Auf viele Produkte werden neben den Basiszöllen zusätzliche Abgaben auf Metallanteile erhoben. Die Branche rechnet mit höheren Kosten, komplexen Nachweispflichten und Belastungen durch globale Konkurrenz sowie schwache Industrienachfrage.

Pharma und Chemie: hohe Abhängigkeit vom US-Markt

Die Pharmaindustrie liefert rund ein Viertel ihrer Exporte in die USA und bewertet mögliche Zölle von bis zu 15 Prozent als Risikofaktor. Kurzfristig profitiert die Branche noch von vorgezogenen Lieferungen, erwartet jedoch ab 2026 belastendere Rahmenbedingungen.
 Auch die Chemieindustrie kämpft mit schwacher Nachfrage und zusätzlichen Zollhürden in Nordamerika. Umsatz und Produktion gingen zuletzt zurück, und eine Trendwende ist nicht in Sicht.

Rechtliche Unsicherheit in den USA

Parallel zu den wirtschaftlichen Auswirkungen beschäftigt die US-Zollpolitik die Gerichte. Verfahren vor dem Obersten Gerichtshof sollen klären, ob der Präsident Zölle mit Notstandsbefugnissen begründen darf. Das Urteil könnte Folgen für die Handelsbeziehungen und das aktuelle Abkommen haben.