Positive Effekte für den Wohnungsbau durch Steuerreform
Die Grunderwerbsteuer steht schon lange in der Kritik, da sie Investitionen in Wohnimmobilien hemmt und somit den Wohnungsbau erschwert. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass eine Senkung dieser Steuer nicht nur den Wohnungsbau ankurbeln, sondern auch langfristig zu höheren Steuereinnahmen führen könnte. Vor allem in Zeiten steigender Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum könnte dies ein wichtiger Impuls für den Bau neuer Wohnungen sein.
Studie zeigt: Senkung der Steuer belebt die Bautätigkeit
Aufgrund zunehmender Zuwanderung in Ballungsgebieten und einer gleichzeitig sinkenden Bautätigkeit steigt der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum stetig an. Die derzeitige Höhe der Grunderwerbsteuer wirkt sich dabei negativ auf Investitionen in den Wohnungsbau aus. Eine Absenkung könnte diesen Trend umkehren, wie eine Umfrage unter der Bauwirtschaft Baden-Württemberg (BBW), dem Landesverband Bayerischer Bauinnungen, dem Baugewerbe-Verband Niedersachsen, den Bauverbänden NRW und dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) ergeben hat. Die von diesen Verbänden in Auftrag gegebene Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW Köln) zeigt, dass eine Halbierung der Grunderwerbsteuer zu mehr Baugenehmigungen und Fertigstellungen führen würde.
Investitionen mit Multiplikatoreffekt
Im Jahr 2023 generierten die Steuereinnahmen aus der Grunderwerbsteuer bundesweit rund 25,2 Milliarden Euro. Verglichen mit den 33 Prozent höheren Einnahmen im Jahr 2021 zeigt sich jedoch ein deutlicher Rückgang, bedingt durch stagnierende Investitionen im Bauwesen. Laut Berechnungen der Wirtschaftsforscher würde eine Senkung der Grunderwerbsteuer um 50 Prozent, von aktuell 5,0 auf 2,5 Prozent, zunächst zu einem Rückgang der Steuereinnahmen um rund drei Milliarden Euro führen. Gleichzeitig würde jedoch die Zahl der Baugenehmigungen um neun Prozent steigen, was langfristig zu höheren Steuereinnahmen führen könnte.
Diese positiven Effekte sind auf den sogenannten Multiplikatoreffekt zurückzuführen: Jeder Euro, der in den Bau investiert wird, zieht bis zu sieben Euro an weiteren Investitionen nach sich. Dadurch könnten die durch eine niedrigere Steuer generierten zusätzlichen Bauprojekte zu einem Anstieg der Steuereinnahmen aus anderen Bereichen führen.
Steuervorteile für den Wohnungsbau
Laut BBW-Hauptgeschäftsführer Thomas Möller ist die Rechnung einfach: „Wir brauchen mehr neue Wohnungen, und diese könnten durch eine Senkung der Grunderwerbsteuer entstehen.“ Die Studie verdeutlicht, dass eine Steuerreform nicht nur die Bautätigkeit, sondern auch die Bildung von Wohneigentum fördern würde. Vor allem Familien und junge Paare könnten durch die geringeren Erwerbskosten den Schritt zum Eigenheim einfacher realisieren.
Appell an die Politik: Steuersenkung als Chance begreifen
Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des ZDB, sieht in den Ergebnissen der Studie einen deutlichen Appell an die Bundesländer, die Grunderwerbsteuer zu senken: „Die Steuer hat sich zu einer erheblichen Hürde für Familien bei der Eigentumsbildung entwickelt“, so Pakleppa. Angesichts der Wohnungsnot sei jedoch jedes private Bauvorhaben entscheidend. Die Studie mache deutlich, dass die Senkung der Grunderwerbsteuer sogar einen Anstieg der gesamten Steuereinnahmen zur Folge haben könnte, da die zusätzlichen Investitionen in den Wohnungsbau andere Steuerquellen aktivieren würden.
Steuerreform als Win-win-Situation
Die Ergebnisse der Studie zeigen klar: Eine Absenkung der Grunderwerbsteuer wäre nicht nur ein sinnvoller Impuls für den Wohnungsbau, sondern könnte langfristig auch zu höheren Einnahmen für die Länder führen. Die Entlastung von Investoren und privaten Bauherren würde mehr Bauprojekte ermöglichen und den Zugang zu Wohneigentum erleichtern. Für die Länder wäre die Förderung des Wohnungsbaus durch eine Steuerreform somit wesentlich kosteneffizienter, als selbst Wohnraum zu schaffen.