Klebetechnik für Holz-Beton-Verbundbau

Klebetechnik für Holz-Beton-Verbundbau

Klebetechnik für Holz-Beton-Verbundbau

  • Nachhaltigkeit
  • 6 Min

Das Fraunhofer WKI hat eine neuartige Klebetechnologie entwickelt, die das Bauen mit Holz und Beton revolutionieren könnte. Die Technik ermöglicht die schnelle und wirtschaftliche Herstellung von Holz-Beton-Verbundelementen (HBV-Elementen), die eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen Stahlbetonfertigteilen darstellen. Ziel ist es, diese Bauweise im mehrgeschossigen Hochbau zu etablieren und damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Vorteile von Holz-Beton-Verbundelementen

Holz und Beton ergänzen sich in ihren Materialeigenschaften ideal. Holz ist leicht und hat eine hohe Zugfestigkeit, während Beton für Tragfähigkeit, Feuerwiderstand und Schallschutz sorgt. Die Kombination ermöglicht schlanke und leistungsfähige Bauteile, die insbesondere für den mehrgeschossigen Hochbau interessant sind.

Innovative Schnellklebetechnologie

Im Forschungsprojekt »SafeTeCC« arbeitet das Fraunhofer WKI gemeinsam mit der Technischen Universität Braunschweig und der Universität Kassel an einer innovativen Klebetechnologie für HBV-Elemente. Diese Technik verbessert nicht nur die baulichen Eigenschaften, sondern erhöht auch die Wirtschaftlichkeit und Recyclingfähigkeit der Bauteile. Ein besonderer Fokus liegt auf der Nutzung von Laubholz als regional verfügbare Rohstoffquelle.

„Wir entwickeln ein standardisiertes Verfahren zur Herstellung von langlebigen HBV-Bauteilen unter Praxisbedingungen“, erklärt Malte Mérono, Projektleiter am Fraunhofer WKI. Neben der Heißklebetechnik werden alternative Klebetechnologien untersucht, um die Herstellung sowohl im Werk als auch auf Baustellen zu ermöglichen.

Praxisleitfaden für die Industrie

Die Forschungsergebnisse fließen in einen anwenderfreundlichen Praxisleitfaden ein, der die Herstellungsschritte und Kriterien für HBV-Elemente beschreibt. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sollen von diesem Leitfaden profitieren, um die sichere Produktion von Holz-Beton-Bauteilen zu erleichtern.

Erfolgreiche Tests im Bauvorhaben

Die entwickelte Technik hat sich bereits in der Praxis bewährt: In Zusammenarbeit mit der fischerwerke GmbH & Co. KG wurde ein geklebtes HBV-Element als Zwischendecke in einem mehrgeschossigen Bauprojekt erfolgreich eingesetzt. Die bauaufsichtliche Zulassung für diese Zwischendecke wird nun angestrebt. „Mit der Zulassung kommen wir dem Ziel näher, Holz im mehrgeschossigen Hochbau verstärkt einzusetzen – ein wichtiger Beitrag zur ökologischen Wende in der Bauwirtschaft“, so Mérono.

Hohe Nachfrage aus der Industrie

Das Interesse an geklebten HBV-Elementen ist groß. Bauunternehmen, Ingenieurbüros und Architekten suchen zunehmend nach innovativen Lösungen für den Hybridbau. Auch Klebstoffhersteller und Prüfinstitutionen arbeiten eng mit dem Fraunhofer WKI zusammen, um neue Methoden und Nachweise für die Anwendung der Klebetechnologie zu entwickeln.

„Die Industrie treibt diese Bauweise stark voran. Es gibt viele Anfragen zu Prüfungen und Qualifizierungen im Bereich tragender Holzbauteile“, berichtet Harald Schwab, Fachbereichsleiter am Fraunhofer WKI.

Beratung und Zertifizierung am Fraunhofer WKI

Das Fraunhofer WKI bietet umfassende Beratung und Unterstützung bei der Entwicklung und Prüfung von Klebstoffen an. Die akkreditierte Prüfstelle »Strukturelles Kleben« ist nach ISO/IEC 17025 zertifiziert und anerkannt, um Eignungsnachweise für tragende Holzbauteile und Brettschichtholz auszustellen.

Ein Meilenstein für den Holzbau

Die Fortschritte des Fraunhofer WKI stellen einen bedeutenden Schritt für den konstruktiven Holzbau in Deutschland dar. Die innovative Klebetechnologie könnte die Bauweise mit Holz-Beton-Verbundelementen langfristig etablieren und so die Bauwirtschaft nachhaltiger gestalten.