Die Zukunft des Bauens liegt im Baustellenabfall

Die Zukunft des Bauens liegt im Baustellenabfall

Die Zukunft des Bauens liegt im Baustellenabfall

  • Nachhaltigkeit
  • 6 Min

Ein Forschungsteam des Think-and-Make-Tanks Bauhaus Erde hat erfolgreich ungebrannte Lehmsteine entwickelt, die für tragendes Lehmsteinmauerwerk aus Baustellenaushub geeignet sind. Diese Entwicklung zeigt das Potenzial der Region Berlin-Brandenburg für die Herstellung von nachhaltigen Lehmbaustoffen und stärkt die lokale Wertschöpfung.
 

Die Lehmsteine erhalten Baustoffzulassung

Die von Bauhaus Erde entwickelten Lehmsteine haben eine Baustoffzulassung erhalten und können somit als lizensiertes Bauprodukt in tragenden Bauteilen eingesetzt werden. Die Forschung wurde in enger Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin, ZRS Ingenieuren Berlin und der Areta GmbH, einem Recyclingunternehmen, durchgeführt.
 

Lehmsteine aus Berliner Baugruben

Besonders bemerkenswert an diesen Lehmsteinen ist, dass sie aus dem Aushub einer Berliner Großbaustelle stammen, energiearm in der Herstellung sind und vollständig wiederverwendbar. Prüfergebnisse zeigen, dass sie auch in mehrgeschossigen Gebäuden (bis zur Gebäudeklasse 4) als tragendes Mauerwerk verwendet werden können.
 

Die Bedeutung von Lehmsteinen für die Zukunft

Die Herstellung und Anwendung von Lehmsteinen bietet eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen, energieintensiven Baustoffen und trägt zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks des Baugewerbes bei. Bauhaus Erde verfolgt einen regionalen Ansatz und erforscht, welche nachhaltigen Baumaterialien spezifische Regionen nutzen können. Die Lehmsteinforschung ist Teil dieser Bemühungen und trägt zur Diversifizierung der Baumaterialien in Berlin-Brandenburg bei.
 

Regionale Ressourcen nutzen

Die Forschung konzentrierte sich darauf, ob die Böden in Berlin-Brandenburg für die Herstellung von Lehmsteinen geeignet sind. Ziel war es, die Abhängigkeit von nationalen oder internationalen Lieferketten zu vermeiden. Unterschiedliche Bodenproben wurden genommen, darunter Boden aus Baugruben, Bodenwaschanlagen und Lehmabfälle aus dem Rückbau historischer Fachwerkhäuser.
 

Vom Abfall zum Baumaterial

Die ausgewählten Bodenproben wurden zu Lehmsteinen verarbeitet und entsprechend den DIN-Standards auf ihre Leistungsfähigkeit geprüft. Die Steine wurden manuell mit einem Druck von 15 Tonnen verdichtet. Die umweltfreundlichsten Ergebnisse lieferte ein Stein, der aus Berliner Baugrubenmaterial hergestellt wurde.
 

Prüfung und Zulassung

Die hergestellten Lehmsteine wurden von ZRS Ingenieuren und der Bundesanstalt für Materialforschung auf ihre Leistungsfähigkeit überprüft. In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin wurden auch Lehmbaustoffe weiter untersucht und ein Produktionszyklus entwickelt.
 

Erstmalige Anwendung der Lehmsteine

Die Lehmsteine werden erstmals im Demonstrationspavillon von Bauhaus Erde in Potsdam eingesetzt. Dieser Pavillon dient als Testlabor für nachhaltiges Bauen mit regenerativen Materialien und bringt verschiedene Akteure aus verschiedenen Bereichen zusammen, um das Bauen der Zukunft zu erforschen.
 

Lehmsteine sind rückbaubar und wiederverwendbar

Die Lehmsteine können problemlos rückgebaut und restlos wiederverwendet werden, was ihre Umweltfreundlichkeit weiter unterstreicht. Selbst Steine, die während der Produktion nicht den Qualitätsansprüchen genügen, können erneut verwendet werden.
 

Ausblick auf die Zukunft

Das Forschungsteam von Bauhaus Erde plant die Zulassung eines geeigneten Lehmmauermörtels aus Baustellenaushub und die Entwicklung von Bauteilen, die die Lehmsteine mit weiteren regenerativen Baustoffen kombinieren. Außerdem wird die Möglichkeit einer größeren Produktionsstätte für Lehmsteine untersucht, um deren Produktion in größerem Umfang zu ermöglichen.