Weniger Nachwuchs in der Bauindustrie
In der Bauwirtschaft wächst die Besorgnis über den schwindenden Nachwuchs. Zum Ende des letzten Jahres wurde eine Trendwende sichtbar, als erstmals die Anzahl junger Menschen, die sich für eine Ausbildung in der Bauwirtschaft entschieden haben, sank. Obwohl der Anteil der Frauen in der Ausbildung gestiegen ist, entwickelten sich die Zahlen in Ost- und Westdeutschland sehr unterschiedlich, was sich negativ auf den Fachkräftemangel auswirkt.
Rückläufige Ausbildungszahlen
Im dritten Quartal 2023 verzeichnete die Bauwirtschaft noch positive Ausbildungszahlen, doch danach begann ein landesweiter Abwärtstrend. Laut Angaben der Sozialkassen der Bauwirtschaft (SOKA Bau) sank die Anzahl der Nachwuchskräfte bis zum Ende des letzten Jahres um mehr als 1.500, was einem Rückgang von 3,7 Prozent gegenüber dem vorherigen Quartal entspricht. Der Rückgang der Auszubildenden im ersten Ausbildungsjahr lag knapp darunter, bei zwei Prozent. "Die schwächelnde Baukonjunktur und der generelle Rückgang an Nachwuchskräften scheinen bedauerlicherweise auch auf die Ausbildungszahlen in der Bauwirtschaft abzufärben", sagt Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB). Deutsche Bauunternehmen müssen nun im zweiten Jahr in Folge mit einer geringeren Ausbildungsnachfrage klarkommen, nachdem es zuvor einen langanhaltenden Aufwärtstrend gab. Positiv ist jedoch, dass die Erstausbildungszahlen nur um 2,1 Prozent gesunken sind, im Jahr 2022 betrug der Rückgang noch 10,8 Prozent. Trotz der Umstände bleibt die Bauwirtschaft für Neulinge offenbar attraktiv.
Unterschiede zwischen Ost und West
Die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland zeigen sich erneut in den Ausbildungszahlen. In den alten Bundesländern ging die Anzahl der jungen Menschen, die eine Bauausbildung anstrebten, um 4,4 Prozent zurück, während sie in den neuen Bundesländern auf dem Niveau des Vorjahres blieb. Ermutigend ist jedoch der steigende Anteil von Frauen, die sich für eine Bauausbildung entscheiden. Hier gab es eine Steigerung um 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Frauenanteil in der Ausbildung liegt nun bei 12,6 Prozent und bietet noch Potenzial nach oben.
Rückgang der ausbildungswilligen Betriebe
Besorgniserregend ist auch die Anzahl der Betriebe in der Bauwirtschaft, die bereit sind, Ausbildungen anzubieten. Ende 2023 lag sie mit 14.555 auf dem niedrigsten Stand. Dies ist zum Teil auf unsichere Rahmenbedingungen zurückzuführen, die eine langfristige Personalplanung erschweren. Die Bemühungen, den Fachkräftemangel durch die Gewinnung von Nachwuchstalenten zu beheben, stoßen somit auf Hindernisse, die nur durch verlässliche Rahmenbedingungen überwunden werden können.