
Wohnungswirtschaft im Investitionsdruck
Um die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, müssten Sachsens Wohnungsgenossenschaften nach Angaben des Verbands rund 17 Milliarden Euro in den Bestand investieren. Eine ähnliche Summe sei bereits seit 1990 in Modernisierungen geflossen. Um die neuen Anforderungen zu erfüllen, wären Mieterhöhungen von zwei bis drei Euro pro Quadratmeter notwendig. Als sozial orientierte Vermieter könnten die Unternehmen jedoch nur begrenzt an der Mietschraube drehen.
Enge Spielräume bei den Mieten
Die Nettokaltmiete in Genossenschaftswohnungen liegt in Sachsen aktuell bei durchschnittlich 5,62 Euro pro Quadratmeter. Nach Abzug von Kosten wie Leerstand, Tilgung oder Eigenkapitalrückflüssen bleibt nur ein minimaler Überschuss, der kaum für Investitionen reicht. In den vergangenen zehn Jahren erhöhten die Genossenschaften ihre Mieten lediglich um durchschnittlich 1,9 Prozent und blieben damit deutlich unter der Inflation.
Verbandslage und Durchschnittsmieten
Auch der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (vdw) sieht steigende Mieten als notwendigen Hebel, um die wirtschaftliche Stabilität zu sichern. Die Mitgliedsunternehmen verwalten rund 310.000 Wohnungen mit einer durchschnittlichen Nettokaltmiete von 5,50 Euro pro Quadratmeter. Noch stehen die meisten Unternehmen finanziell solide da, doch die steigenden Anforderungen an Klimaschutz und Sanierung erhöhen den Druck.
Politische Perspektive
Das sächsische Infrastrukturministerium verweist darauf, dass die Mieten im Freistaat bundesweit die niedrigsten sind. Selbst in Dresden und Leipzig liegen sie unter dem Niveau anderer deutscher Großstädte. Moderate Mieterhöhungen werden von Regierungsseite als vertretbar eingeschätzt, unter anderem mit dem Hinweis auf gestiegene Renten und die Möglichkeit, Wohngeld zu beziehen. Gleichzeitig wird eingeräumt, dass Mieterhöhungen auch eine psychologische Hürde darstellen.
Leerstand als zusätzliche Belastung
Besonders im ländlichen Raum verschärfen hohe Leerstandsquoten die wirtschaftliche Situation. Von rund 300.000 Genossenschaftswohnungen stehen etwa zehn Prozent leer, in manchen Regionen sogar bis zu 20 Prozent. Die dadurch entstehenden Betriebskosten belaufen sich auf jährlich mehr als 100 Millionen Euro und belasten die Wohnungsunternehmen zusätzlich.