Verschobener Emissionshandel verunsichert Elektrohandwerk

Verschobener Emissionshandel verunsichert Elektrohandwerk

Verschobener Emissionshandel verunsichert Elektrohandwerk

  • Politik
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Die Entscheidung der EU-Umweltminister, den zweiten Emissionshandel (ETS2) für Gebäude und Verkehr erst 2028 einzuführen, stößt in der Elektro- und Energiewirtschaft auf deutliche Kritik. Das Elektrohandwerk befürchtet, dass die Verschiebung notwendige Investitionen in Elektrifizierung und Modernisierung ausbremst. Der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) warnt vor einem Stillstand im Klimaschutz. Verlässliche Rahmenbedingungen seien entscheidend, um Planungssicherheit und Investitionsbereitschaft zu sichern. Durch die Verzögerung drohe laut ZVEH-Hauptgeschäftsführer Alexander Neuhäuser eine Phase des „Abwartens“, in der sowohl Unternehmen als auch Verbraucher auf alte Technologien zurückgreifen könnten – ein Rückschritt für die Energiewende.

Emissionshandel als zentrales Marktsignal für Klimaschutz

Das ETS2 soll CO₂-Emissionen in den Bereichen Gebäude und Straßenverkehr künftig EU-weit bepreisen, ähnlich wie das bestehende ETS1 für Industrie und Energie. Ziel ist es, fossile Brennstoffe über Zertifikate zu verteuern und so einen marktwirtschaftlichen Anreiz für klimafreundliche Technologien zu schaffen. Die Verzögerung um ein Jahr bedeutet, dass die nationale CO₂-Bepreisung in Deutschland zunächst fortgeführt wird. Der Preis pro Tonne CO₂ liegt aktuell bei 55 Euro und soll sich ab 2026 über Auktionen im Rahmen eines Preiskorridors zwischen 55 und 65 Euro entwickeln. Erst ab 2028 sollen dann europaweit einheitliche Regeln greifen. Kritiker sehen darin ein widersprüchliches Signal an Industrie und Handwerk, das Investitionen in Wärmepumpen, Gebäudetechnik und Elektromobilität verzögere.

Neue Klimaziele, alte Unsicherheit

Parallel einigten sich die EU-Umweltminister auf ein neues Klimaziel: Bis 2040 sollen die Treibhausgasemissionen um 90 Prozent gegenüber 1990 sinken. Bis zu fünf Prozentpunkte dürfen über Projekte mit außereuropäischen Partnerländern kompensiert werden – ein Kompromiss, der in Brüssel teils auf Skepsis stößt. Der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese bezeichnete die Verschiebung des ETS2 als „bittere Pille“ und warnte davor, dass dies den Glauben an den europäischen Emissionshandel untergraben könne. Für die Branche bleibt die Forderung klar: Nur mit stabilen, langfristigen Klimaregeln lassen sich Investitionen in nachhaltige Technologien sichern und der Übergang zu einer emissionsarmen Wirtschaft vorantreiben.