
Neue Stadtquartiere entlasten Wohnungsmärkte
Die Entwicklung konzentriert sich stark auf große Städte. Mehr als die Hälfte aller Quartiere seit 2000 wurde in Großstädten realisiert – besonders im ersten Jahrzehnt. Während in Westdeutschland deutlich mehr Quartiere entstanden, bildet der Großraum Berlin eine Ausnahme im Osten. Seit 2010 verlagert sich die Dynamik zunehmend in kleinere Groß- und große Mittelstädte, vor allem in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern. In den Zentren der Metropolen erschweren steigende Baulandpreise und Flächenknappheit die Umsetzung.
Brach- und Konversionsflächen im Fokus
Über 60 Prozent der fertiggestellten Projekte nutzen ehemalige Industrie-, Gewerbe- oder Militärflächen. Damit tragen die Quartiere nicht nur zur Wohnraumversorgung, sondern auch zur nachhaltigen Stadtentwicklung bei. Neue Stadtquartiere sind laut BBSR-Wohnungsmarktforscherin Franziska Bensch eine tragende Säule der Wohnraumentwicklung in Deutschland. Sie schaffen dringend benötigten Wohnraum, stärken die Stadtstruktur und ermöglichen mehr Nachhaltigkeit durch Umnutzung bestehender Flächen.
Größere und vielfältigere Quartiere
Die Größe der Quartiere nimmt seit 2010 deutlich zu: Während frühere Projekte durchschnittlich 745 Wohnungen auf 29 Hektar umfassten, sind es heute 920 Wohnungen auf 38 Hektar. Die Wohndichte liegt mit rund 25 Wohnungen pro Hektar nahezu konstant. Neu ist jedoch die zunehmende funktionale Vielfalt: Grünanlagen, Kitas, Schulen, Einzelhandel und Gastronomie gehören inzwischen zum Standard.
Sozialer Wohnungsbau als Steuerungsinstrument
Viele Kommunen nutzen neue Quartiere auch, um soziale Ziele umzusetzen. Zwischen 10 und 40 Prozent der Wohnungen werden gefördert, in einzelnen Projekten sogar mehr. Wie Bensch betont, müssten neue Quartiere für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich sein, denn gerade in angespannten Märkten sei die Wohnraumförderung entscheidend für soziale Stabilität.
Definition neuer Quartiere
Das BBSR zählt Projekte mit mehr als 500 Wohnungen, mindestens 1.000 Einwohnern oder 10 Hektar Fläche zu den „neuen Stadtquartieren“. Voraussetzung ist zudem eine einheitliche städtebauliche Konzeption.