Mobilitätskonzepte beeinflussen Verkehrsverhalten

Mobilitätskonzepte beeinflussen Verkehrsverhalten

Mobilitätskonzepte beeinflussen Verkehrsverhalten

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Mobilitätskonzepte in Wohnarealen können maßgeblich dazu beitragen, den Autoverkehr zu reduzieren und nachhaltige Verkehrsformen zu fördern – vorausgesetzt, sie werden konsequent geplant, umgesetzt und kontrolliert. Eine neue Studie unter Leitung der Hochschule Luzern (HSLU), durchgeführt mit EBP Schweiz AG, Trafiko AG und bernhard uvb, liefert erstmals fundierte empirische Daten zur tatsächlichen Wirksamkeit solcher Konzepte in der Schweiz.

Unterschiedliche Wirkung je nach Siedlungsdichte

Analysiert wurden 19 Wohnsiedlungen in städtischen und suburbanen Gebieten – sowohl mit als auch ohne Mobilitätskonzept. Dabei zeigte sich: In dicht besiedelten Stadtteilen wirken Mobilitätskonzepte deutlich. Der motorisierte Individualverkehr ist dort signifikant geringer, der Autobesitz reduziert, die Nutzung von Sharing-Angeboten ausgeprägter. Besonders sogenannte „Push“-Maßnahmen, etwa begrenzte Stellplatzanzahl, erweisen sich als effektiver als freiwillige Angebote wie Carsharing oder Mobilitätsgutscheine.
In ländlicheren Regionen hingegen zeigt sich keine nennenswerte Verhaltensänderung – unabhängig von der Existenz eines Konzepts. Ursache sind laut Studie schlechtere ÖPNV-Anbindungen, längere Distanzen und eine höhere Abhängigkeit vom Auto. In solchen Fällen kann die Umsetzung dennoch zur Steigerung der Lebensqualität beitragen, etwa durch zusätzliche Angebote für Radverkehr oder multimodale Mobilität.

Konsequenz und Kontrolle sind entscheidend

Die Studie betont, dass nicht das Vorhandensein eines Konzepts entscheidend ist, sondern dessen konsequente Umsetzung und kontinuierliche Wirkungskontrolle. Zahlreiche Mobilitätskonzepte blieben bisher unverbindlich oder ohne belastbare Datenbasis. Die Forschenden empfehlen daher ein standardisiertes Monitoringverfahren sowie eine frühzeitige Integration der Mobilitätsplanung in alle Projektphasen. Auch die öffentliche Hand müsse über klare Vorgaben für Inhalte und Qualität die Verbindlichkeit sicherstellen.

Selbstselektion beeinflusst das Ergebnis

Ein weiterer relevanter Effekt ist laut Studie die sogenannte Selbstselektion: In Wohnareale mit Mobilitätskonzepten ziehen vermehrt Personen, die ohnehin eine nachhaltige Mobilität bevorzugen. Menschen mit hohem Pkw-Bedarf meiden solche Wohnformen häufig – vor allem, wenn keine privaten Stellplätze angeboten werden. Dies führt dazu, dass sich weniger das Mobilitätsverhalten selbst verändert, sondern vielmehr die Zusammensetzung der Bewohnerschaft.
Trotzdem verlieren Mobilitätskonzepte dadurch nicht an Relevanz. Gerade in Städten existiert ein großer Anteil potenzieller Bewohner, die gut zu solchen Konzepten passen. Zudem bieten viele Konzepte flexible Lösungen: Auch wer ein Auto benötigt, kann in der Freizeit von guter ÖPNV-Anbindung oder Fahrradinfrastruktur profitieren.