Können Pilze die Wärmedämmung revolutionieren?

Können Pilze die Wärmedämmung revolutionieren?

Können Pilze die Wärmedämmung revolutionieren?

  • Nachhaltigkeit
  • 4 Min

Herkömmliche Dämmmaterialien basieren meist auf fossilen oder mineralischen Rohstoffen mit hoher Energieintensität in der Herstellung. Myzelbasierte Dämmstoffe bieten dagegen gleich mehrere Vorteile: Sie sind kompostierbar, speichern CO₂ und lassen sich energieeffizient produzieren. Laut Projektleiter Prof. Dr. Robert Honke vom Institut für Kreislaufwirtschaft der Bio:Polymere (ibp) der Hochschule Hof können Pilzgeflechte können nicht nur ressourcenschonend hergestellt werden, sondern sind auch flexibel formbar und industriell skalierbar.

Herstellung und technologische Hürden

Die Produktion erfolgt über ein Substrat aus regionalen Pflanzenresten, das mit Pilzmyzel beimpft wird. Innerhalb weniger Tage durchwächst das Geflecht die Form und bildet einen festen Verbundstoff, der anschließend getrocknet und erhitzt wird. Eine zentrale Herausforderung bleibt die Anfälligkeit gegenüber Kontaminationen: Schon geringe Mengen Fremdorganismen können ganze Chargen unbrauchbar machen. Deshalb wird großer Wert auf sterile Bedingungen und eine präzise Auswahl des Substrats gelegt.

Testreihen und mineralische Deckschicht

Bevor die Materialien im Bauwesen eingesetzt werden können, durchlaufen sie Tests zu Biegsamkeit, Wärmeleitfähigkeit und Feuchtigkeitsaufnahme. Gemeinsam mit dem Industriepartner Johann Bergmann GmbH & Co. KG wird zudem eine mineralische Deckschicht entwickelt, die das Material vor Feuchtigkeit schützt und seine Festigkeit erhöht. Ziel ist eine vollständige Wasserdichtigkeit, um Schimmelprobleme auszuschließen.

Pilzarten im Praxistest

Besonders vielversprechend sind heimische Pilze wie Austernseitling, Riesenporling oder Hallimasch. Sie wachsen bei Raumtemperatur ohne zusätzlichen Energieaufwand und bilden stabile Strukturen. Der Austernseitling erweise sich als besonders robust und schnell wachsend – laut Dr. Katharina Wellmanns, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt, ein Kandidat mit großem Potenzial.

Akzeptanz und Aufklärung

Noch gibt es Vorbehalte gegenüber Pilz-Dämmstoffen, vor allem wegen der Sorge vor Schimmelbildung. Mit der mineralischen Deckschicht will das Projekt diese Bedenken ausräumen und Dämmplatten entwickeln, die konventionellen Lösungen in nichts nachstehen.

Von der Forschung in die Praxis

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über das Programm DATIpilot gefördert. Während die Hochschule Hof die Forschung leitet, soll die Johann Bergmann GmbH & Co. KG die industrielle Umsetzung übernehmen. Bis März 2026 soll die industrielle Machbarkeit nachgewiesen werden.

Fazit

Myzelbasierte Dämmstoffe könnten die Bauwirtschaft nachhaltig verändern. Gelingt die Skalierung, entstehen Dämmplatten mit klaren Vorteilen für Umwelt, Energieeffizienz und Ressourcenschonung – ein möglicher Paradigmenwechsel im Bauen.