
Koalitionsvertrag 2025: BAK sieht Fortschritte
Die Bundesarchitektenkammer (BAK) begrüßt einzelne Fortschritte im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD. Zwar finden sich positive Ansätze zur Entlastung und Stärkung der Planungs- und Baupraxis – doch zentrale Herausforderungen der Bauwende bleiben ungelöst. Insbesondere beim Klimaschutz, der Honorierung und baukulturellen Qualität sieht die Kammer weiterhin dringenden Handlungsbedarf.
Starke Impulse für die Planungskultur
Positiv bewertet die BAK unter anderem den Erhalt des Bundesbauministeriums. Die Fortführung dieser eigenständigen Struktur unterstreicht die Bedeutung einer zentral gesteuerten Baupolitik und schafft Planungssicherheit. Auch die angekündigte Reform der Vergabe- und Planungsverfahren – inklusive Digitalisierung und Erhöhung der Schwellenwerte für Direktvergaben – wird als Beitrag zu einer mittelstandsfreundlichen und qualitätsorientierten Ausschreibungspraxis gewertet.
Die Berücksichtigung des Gebäudetyps E und die angekündigte Überprüfung von Normen schaffen Perspektiven für ein innovationsfreundliches Bauen. Gleichzeitig wird die Rolle der Kammern gestärkt und kleinere Büros in bürokratischen Fragen entlastet – ebenfalls eine langjährige Forderung der BAK.
Klimaanpassung bleibt Stückwerk ohne Verbindlichkeit
Die Aufnahme der Klimaanpassung als mögliche Gemeinschaftsaufgabe wird als richtiger, aber noch unzureichender Schritt gesehen. Ohne konkrete Zeitpläne, feste Zuständigkeiten und finanzielle Mittel droht die Gefahr, dass Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel in Städten und Gemeinden nur punktuell und ohne strategische Wirkung bleiben.
Fehlende Gemeinwohlorientierung und Baukultur
Kritisch sieht die BAK die Einführung des § 246e BauGB. Der sogenannte Wohnungsbau-Turbo fokussiere einseitig auf Quantität und vernachlässige gemeinwohlorientierte und integrierte Stadtentwicklung. Auch baukulturelle Aspekte kommen zu kurz: Beim seriellen Bauen fehlen Vorgaben zur Qualitätssicherung und zur frühzeitigen Einbindung unabhängiger Planungsbüros.
Unklare Position bei HOAI und Klimaschutz
Die dringend erwartete Novelle der HOAI (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure) bleibt aus. Ebenso problematisch bewertet die Kammer die Rücknahme der 65-Prozent-Pflicht für erneuerbare Heizsysteme. Damit werde eines der wenigen klaren Instrumente zur CO₂-Minderung im Gebäudesektor aufgeweicht. Die notwendige Planungssicherheit für Bauherren und Planer gehe dadurch verloren.
Zwar soll die CO₂-Vermeidung künftig stärker gewichtet werden – doch konkrete Maßnahmen wie Emissionsgrenzwerte, Lebenszyklusanalysen oder eine gezielte Förderstrategie fehlen. Zudem kritisiert die BAK, dass CO₂ nicht als alleinige Steuerungsgröße fungieren dürfe. Auch Energieeffizienz müsse mit konkreten Anforderungen und Nachweispflichten hinterlegt sein.
Planende Berufe als Schlüssel zur Bauwende
Die BAK sieht im Koalitionsvertrag zwar positive Impulse, fordert aber eine konsequentere Ausrichtung auf die langfristige Transformation der Bauwirtschaft. Die Klimaanpassung müsse strukturell verankert, die Honorierung modernisiert und die Rolle der Planenden gestärkt werden.
Die Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, Andrea Gebhard, macht deutlich: Ohne einen strukturellen, integrativen Ansatz drohe die Bauwende in Einzelmaßnahmen zu zersplittern. Die planenden Berufe könnten einen entscheidenden Beitrag leisten – dafür brauche es allerdings politische Anerkennung, verlässliche Rahmenbedingungen und echte Partnerschaft in der Umsetzung.