Institute sehen Wachstum nur durch Staatsausgaben

Institute sehen Wachstum nur durch Staatsausgaben

Institute sehen Wachstum nur durch Staatsausgaben

  • Politik
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Nach Einschätzung der führenden deutschen Wirtschaftsinstitute gewinnt die Konjunktur in den kommenden zwei Jahren nur durch staatliche Milliardeninvestitionen an Dynamik. Für 2026 wird ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 1,3 Prozent prognostiziert, für 2027 von 1,4 Prozent. Zum Vergleich: 2025 wird lediglich ein Plus von 0,2 Prozent erwartet. Von einer breiten Erholung könne jedoch keine Rede sein, da strukturelle Schwächen wie hohe Lohnstück- und Energiekosten, ein anhaltender Fachkräftemangel und sinkende Wettbewerbsfähigkeit bestehen bleiben.

Binnenwirtschaft statt Exporte

Die Konjunktur wird künftig stärker von der Binnenwirtschaft getragen, während die Exportdynamik ausbleibt. Gründe dafür sind unter anderem US-Zölle und die zunehmende Konkurrenz aus China. Getragen wird der Aufschwung vor allem durch expansive Finanzpolitik, etwa die milliardenschweren Sondervermögen für Verteidigung, Infrastruktur und Klimaschutz. Ohne grundlegende Reformen sei diese Entwicklung jedoch nicht nachhaltig.

Reformbedarf klar benannt

Die Institute verweisen auf Handlungsbedarf bei Energiepreisen, Sozialversicherungen, Bürokratieabbau und Fachkräftesicherung. Verbände wie der Zentralverband des Deutschen Handwerks fordern seit Langem spürbare Entlastungen und eine Modernisierung des Standortes.

Der 12-Punkte-Plan der Institute

In einer Gemeinschaftsdiagnose präsentieren die führenden Institute konkrete Vorschläge:
●    Abschluss internationaler Handelsabkommen, etwa mit Mercosur.

●    Vermeidung nationaler Alleingänge beim Klimaschutz, Fokus auf globale Kooperation.

●    Diversifizierung internationaler Lieferketten und Förderung der Kreislaufwirtschaft.

●    Stabilisierung der Sozialversicherungsbeiträge durch Effizienzsteigerungen im Gesundheitssystem.

●    Anpassung der Rentenentwicklung an die steigende Lebenserwartung, Erhalt des Nachhaltigkeitsfaktors.

●    Stärkung von Arbeitsanreizen, insbesondere für ältere Beschäftigte.

●    Abbau von Bürokratie und Senkung der Abgabenlast für Unternehmen.

●    Orientierung der Energiewende stärker an Preissignalen wie dem CO₂-Preis.

●    Effizienzsteigerungen in der Verwaltung durch Personalabbau und Digitalisierung.

Ablehnung von Steuererhöhungen

Mit Blick auf die Haushaltslage 2027 plädieren die Ökonomen gegen Steuererhöhungen. Stattdessen sollen konsumtive Staatsausgaben gesenkt, ineffiziente Subventionen abgebaut und die Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen verbessert werden. Auch die Verteidigungsausgaben sollten mittelfristig wieder in den Kernhaushalt zurückgeführt werden.

Politische Debatten absehbar

Bundeskanzler Friedrich Merz kündigte mit Blick auf die wirtschaftliche Lage einen „Herbst der Reformen“ an. Geplant sind unter anderem Einsparungen beim Bürgergeld. Für andere Sozialversicherungssysteme wurden Kommissionen eingesetzt, deren Ergebnisse noch ausstehen. Angesichts der unterschiedlichen Positionen von CDU/CSU und SPD ist mit kontroversen Debatten zu rechnen.