
Hürden für Umsetzung des Sondervermögens
Eine aktuelle Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln zeigt deutliche Herausforderungen bei der Umsetzung des Sondervermögens für Infrastruktur und Klimaschutz. Das zentrale Problem sei ein gravierender Fachkräftemangel. Insbesondere im Planungsbereich und im Tiefbau fehle es an Kapazitäten, um die zusätzlichen Investitionen effizient umzusetzen. Ohne Zeit für den Aufbau von Personal und Strukturen drohe die erhöhte Nachfrage weniger in Bauleistungen als in steigenden Preisen zu münden.
Verzögerungen durch Planungs- und Vergabeverfahren
Als weiterer Engpass wird die Dauer von Planungs- und Genehmigungsprozessen bewertet. Vor allem Großprojekte im Verkehr erfordern derzeit lange Vorläufe von vielen Jahren bis hin zu Jahrzehnten. Behörden verfügen nicht über ausreichende Kapazitäten, um die Verfahren zu beschleunigen. Die Studie fordert daher eine radikale Vereinfachung von Planung, Vergabe und Regulierung, um mit den vorhandenen Arbeitskräften eine höhere Produktivität zu erzielen.
Sondervermögen über 500 Milliarden Euro
Der Bundestag hat das schuldenfinanzierte Sondervermögen mit einem Volumen von 500 Milliarden Euro über zwölf Jahre beschlossen, heute soll es auch den Bundesrat passieren. Die Mittel sollen unter anderem in Brücken, Bahnstrecken, Energieinfrastruktur, Digitalisierung, Krankenhäuser, Forschung, Bildung und Sportanlagen fließen. Von der Gesamtsumme sind 100 Milliarden Euro für den Klima- und Transformationsfonds vorgesehen, weitere 100 Milliarden gehen an die Länder.
Gefahr von Preissteigerungen
Die Studie warnt, dass ein zu schneller Mittelabfluss zu erheblichen Preissteigerungen führen könne. Bereits in den vergangenen Jahren seien bei Verkehrsprojekten steigende Baukosten zu beobachten gewesen. Ein Anstieg um wenige Prozentpunkte könne das Sondervermögen spürbar entwerten.
Akuter Fachkräftemangel in Schlüsselbereichen
Besonders betroffen ist die Bauwirtschaft. Es fehlen Bauelektriker, Dachdecker, Tiefbau-Fachkräfte für Straßen- und Brückenbau sowie Fachkräfte im Gleisbau. Auch Architekten, Planer und Ingenieure sind knapp. Abhilfe könnten verstärkte Qualifizierungsprogramme für Arbeitslose oder eine gezielte Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland schaffen.
Digitalisierung als Lösungsansatz
Neben mehr Personal gilt die Digitalisierung als entscheidender Hebel. Eine umfassende digitale Transformation von Planung und Bau könnte Effizienzgewinne ermöglichen und die vorhandenen Ressourcen besser nutzbar machen.