Elektrohandwerk warnt vor Bremse bei der Energiewende

Elektrohandwerk warnt vor Bremse bei der Energiewende

Elektrohandwerk warnt vor Bremse bei der Energiewende

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Der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) äußert scharfe Kritik an den von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) vorgestellten Plänen zur Energiewende. Die Regierung riskiere mit geringeren Zielen und verlangsamt angekündigten Maßnahmen einen Rückschritt, so der Verband.

Geringere Stromprognosen als Signal der Unsicherheit

Das Ministerium korrigierte seine Prognose für den Stromverbrauch bis 2030 auf 600 bis 700 Terawattstunden – deutlich weniger als frühere Annahmen von 750 bis 900 Terawattstunden. Begründet wird dies mit langsamerer Elektrifizierung in Industrie, Verkehr und Gebäuden. Für den ZVEH ist diese Anpassung ein fatales Signal: Es werde vermittelt, dass es künftig kein Wachstum gebe. Zudem sinken durch die niedrigeren Prognosen auch die absoluten Ausbauziele für erneuerbare Energien, obwohl der Anteil von 80 Prozent am Gesamtverbrauch bis 2030 weiterhin angestrebt wird.

Fokus auf Kosten statt Chancen

ZVEH-Hauptgeschäftsführer Alexander Neuhäuser wirft dem Ministerium vor, ausschließlich die Kosten zu betrachten und die wirtschaftlichen Chancen ambitionierter Ausbauziele zu verkennen. Die Energiewende sei nicht nur ein Klimaschutzprojekt, sondern auch ein Wettbewerbsvorteil für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Verunsicherung und ein gebremstes Tempo könnten hingegen zu Standortnachteilen führen.

Förderabbau und neue Rahmenbedingungen

Teil des Zehn-Punkte-Plans ist eine Kürzung von Subventionen: Kleine Photovoltaikanlagen sollen keine Förderung mehr erhalten, da sie sich inzwischen selbst tragen. Zudem ist eine Umstellung von festen Einspeisevergütungen auf differenzierte Finanzierungsmodelle vorgesehen. Beim Netzausbau plant das Ministerium den verstärkten Einsatz von Freileitungen zur Kostensenkung. Neue Gaskraftwerke sollen als Reserve für Versorgungssicherheit dienen, erste Ausschreibungen sind für Jahresende angekündigt.

Wirtschaft warnt vor Wachstumsbremse

Für das Elektrohandwerk drohen die Pläne zu einem Problem für Anbieter von Zukunftstechnologien zu werden. Ein zu zögerlicher Netzausbau gefährde die Stromversorgung für Industrie, Gewerbe und Rechenzentren und bremse so das Wachstum ganzer Branchen. Der ZVEH warnt eindringlich vor einer Wiederholung früherer Fehler: Ein zu langsamer Ausbau könne Strompreise erhöhen, die Abhängigkeit von Energieimporten verlängern und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands schwächen.