
EH55-Kredite sollen Markt stabilisieren
Der Wohnungsbau in Deutschland befindet sich in einer anhaltenden Krise. Während die Mieten kontinuierlich steigen, geht die Zahl der Fertigstellungen zurück. Besonders deutlich zeigt sich die Entwicklung bei den Genehmigungen, die im Vergleich zu 2021/2022 um mehr als 40 Prozent eingebrochen sind. Im Mietwohnungsbau wurde sogar ein historischer Tiefstand erreicht. Vor den finalen Haushaltsberatungen des Bundes fordern der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) und der Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden (bbs) ein entschiedenes Gegensteuern der Politik. Beide Verbände legten dazu ein gemeinsames Positionspapier vor, das eine zinsverbilligte EH55-Förderung in Verbindung mit klimafreundlichen Heizungen sowie längere Umsetzungsfristen für den Bauüberhang vorsieht.
Unzureichende Förderpolitik
Die Verbände verweisen darauf, dass bezahlbarer Wohnraum eine zentrale gesellschaftliche Herausforderung darstellt, jedoch von der Politik nicht ausreichend adressiert werde. Insbesondere Programme aus der laufenden Legislaturperiode würden nicht zielgenau wirken und kaum nachgefragt, wodurch vorhandene Mittel ungenutzt blieben. Kritisiert wird außerdem, dass der Haushaltsentwurf 2026 für den Wohnungsbau – abgesehen von der sozialen Wohnraumförderung – lediglich rund 0,2 Prozent vorsieht. Nach Einschätzung der Baustoffindustrie sei mindestens das Zwei- bis Dreifache erforderlich, um angesichts der dramatischen Lage erste positive Impulse zu setzen. Baugewerbe und Zulieferindustrie sehen sich zunehmend mit Existenzproblemen konfrontiert, da das Bauen für breite Bevölkerungsschichten kaum noch finanzierbar ist.
Vorgeschlagene Maßnahmen
Als zentrale Maßnahme schlagen die Verbände eine Zinsverbilligung auf unter zwei Prozent für Darlehen bis zu 250.000 Euro vor. Diese Förderung soll an klimafreundliche Heizlösungen wie Wärmepumpen, Pellets oder Fernwärme gekoppelt werden. Zudem sei eine bundesweit einheitliche Umsetzungsfrist von sechs Jahren notwendig, um zu verhindern, dass genehmigte Projekte verfallen. Nach Verbandsangaben befinden sich derzeit rund 631.000 Wohnungen im Bauüberhang, davon über 300.000 noch nicht begonnen. Viele dieser Vorhaben seien unter anderen Finanzierungskonditionen kalkuliert worden und hätten sich mittlerweile als nicht mehr realisierbar erwiesen. Eine befristete EH55-Förderung könnte diese Projekte wieder anstoßen und dringend benötigten Wohnraum sichern.
Unsicherheit bei der EH55-Förderung
Gleichzeitig weisen die Verbände auf die unzureichende Ausstattung der geplanten EH55-Förderung hin. Zwar sei die im Koalitionsvertrag vorgesehene Einführung zur Aktivierung des Bauüberhangs ein richtiger Schritt, doch erscheine das vorgesehene Volumen von 59 Millionen Euro unzureichend. Im Vergleich dazu stünden für den klimafreundlichen Neubau 1,1 Milliarden Euro und für das Programm „Jung kauft alt“ 350 Millionen Euro bereit. Branchenvertreter befürchten daher einen abrupten Förderstopp, bevor die Maßnahmen überhaupt greifen können. Für 2026 sei daher eine substanzielle Nachsteuerung erforderlich, um eine nachhaltige Belebung des Marktes zu erreichen. Der Beschluss zum Bundeshaushalt ist für November im Bundestag und für Dezember im Bundesrat vorgesehen.